Ein feuchtfröhliches Dinner

oder 28 Gläser Rum hauen der stärksten Butler um

„Also die alkoholische Gärung – oder vielmehr die Gärung des Alkohols – sie erzeugt Alkohol – das heißt also, der Alkohol erzeugt Gärung – sogenannte alkoholische Gärung“
— Johannes Pfeiffer (mit drei F) in „Die Feuerzangenbowle“

Mal wieder ist ein Jahr dem Ende zu und damit wird auf die Erfolge des alten Jahres angestoßen beziehungsweise die Glückwünsche für das neue Jahr mit einem ausgebrachten Toast bekräftigt.

Freddie Frinton und May Warden in "Dinner for One" © NDR Foto: Annemarie Aldag
Dinner for One – Butler James & Miss Sopie
(Quelle: ndr.de)

Wie schon der treue Butler James in Dinner for One mit Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein oder der Geheime Zauberrat Beelzebub Irrwitzes mit dem satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (im gleichnamigen Buch von Michael Ende) zeigen, genügt es nicht die Silvesternacht mit stillem Wasser zu begießen, sondern der illustre Anlass verlangt nach einem angemessenen stärkeren Getränke – einem edlen Tropfen, einem spirituellen – oder richtiger: einem geistigen Getränk – kurzum Alkohol.

Der betrunkene Butler

Bleiben wir also mal beim Butler James. Anlässlich des 90. Geburtstags seiner Dienstherrin Miss Sopie wird – same procedure as every year– ein Geburtstagsdinner bestehend aus Mulligatawny-Suppe (eine Art Currysuppe), Schellfisch aus der Nordsee, Brathühnchen und Obst zum Nachtisch gereicht nebst adäquater Getränke. Da die gute Dame aber wie gesagt 90 wird (und das bereits seit etlichen Jahren, offenbar schummeln Frauen bei der 90 ebenso wie bei der 30) hat sie ihre vier besten Freunde bereits überlebt. Da die Dame aber offenbar ein Gewohnheitstier ist, findet das Dinner wie gewohnt statt. Leidtragender ist nun der Butler, der nun an Stelle der Verblichenen der Jubilarin zuprosten muss. Und da kommt einiges zusammen – wir zählen mit: jeweils vier Gläser Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein plus den Inhalt einer Blumenvase. Perfider Weise wird dem treuen James aber nur der flüssige Teil des Festessens zuteil. Sprich: Sofern er nicht schon vorher in der Küche etwas gegessen hat, kippt er sich den ganzen Alkohol mehr oder minder auf nüchternen Magen hinter die Binde, was auch sichtbar einen verheerenden Effekt auf ihn hat. Als naturwissenschaftlich interessierte Menschen fragen wir uns nun: Welchen Alkoholspiegel hat James nun im Blut ?

Auf dem Weg vom Glas in die Birne

Die Auswirkungen eines Drinks auf den Alkoholspiegel sind schwierig abzuschätzen, da hier eine ganze Reihe stark vom Individuum abhängige Faktoren eine Rolle spielen. Erst einmal müssen Geschwindigkeit und Effizienz der Alkoholaufnahme berücksichtigt werden. Obwohl Alkohol über die Mundschleimhaut aufgenommen direkt ins Blut geht, wird dort nur 2% der aufgenommenen Alkoholmenge resorbiert. Der Hauptteil wird im Magen, aber ganz besonders der Dünndarm für die Aufnahme verantwortlich. Da die Resorption im Magen aber relativ langsam von statten geht, spielt der Mageninhalt eine entscheidende Rolle. Ist man nüchtern, geht es sehr schnell. Flüssigkeiten passieren den Magen sehr zügig (< 1 Stunde). Der Alkohol kommt also Rasch in den Dünndarm und kann seine Wirkung entfalten (Grafik 1). Ist der Magen wohl gefüllt und wurde eine entsprechende „Grundlage“ mit fetthaltigen Speisen geschaffen, verweilt der Alkohol tendenziell länger im Magen (sehr fette Speisen verweilen bis zu 7 Stunden im Magen) und die Aufnahme erstreckt sich über eine längere Periode. Dies sorgt zwar nicht dafür, dass weniger Alkohol aufgenommen wird, da aber parallel zur Aufnahme immer schon etwas Alkohol abgebaut wird, ist der Spitzenwert der Blutalkoholkonzentration geringer. Sprich: Man wird weniger stark besoffen (Grafik 2).

Szenario 3 im Schaubild würde dem Szenario entsprechen, dass der Alkoholgenuss sich über einen sehr langen Zeitraum erstreckt. Wenn der Suff nachlässt, legt der Trinker nach um seinen Pegel im Mittel konstant zu halten.

Natürlich spielen Körpergröße und Gewicht eine große Rolle. Vereinfacht ausgedrückt: Je größer der Proband, desto mehr Platz hat der Alkohol um sich auszubreiten, desto geringer die Konzentration (Masse pro Volumen).

Alkohol löst sich ferner prima in Wasser, in Fett eher schlecht. Daher wirkt sich ein hoher Wassergehalt im Körper auf den Alkoholspiegel aus, sprich wir müssen auch Alter und Geschlecht berücksichtigen.

Ein feuchtfröhlicher Abend –

Doch zurück zu unserer Silvesterparty. Fangen wir zunächst mit ein paar Grundannahmen an: Wir können ziemlich sicher sagen, dass James männlichen Geschlechts ist und offenbar nicht mehr der Jüngste. Gehen wir einmal von einem Alter von 75 Jahren aus. Fit genug, um den Erfordernissen seines Berufs noch gerecht zu werden, aber in Vorgerücktem Alter. Einer kurzen Google-Suche zufolge war der Schauspieler Freddy Frinton etwa 1,91 m groß. Das Gewicht müssen wir raten. Gertenschlank ist er nicht gerade, aber auch nicht pummelig. Gehen wir also in etwa von Normalgewicht aus: etwa 91 kg.

Kommen wir zu den Getränken. Diese werden in Zinnbechern in Größe eines durchschnittlichen Wasserglases von etwa 0,3 L serviert. Da wir aber nicht genau sehen können, wieviel jeweils eingeschenkt wird, gehen wir von einer typischen Portionsgröße aus, wie sie z.B. in der Karl May Bar im Taschenberg Palais in Dresden ausgeschenkt wird.

Anzahl Menge Alkoholgehalt Vol% Volumen EtOH [L] Masse EtOH [g]
Sherry 4 50 20 40 32
Wein 4 200 12 96 76,8
Champagner 4 100 12 48 38,4
Portwein 4 50 19,5 39 31,2
Gesamt 223 178,4

Butler James verabreicht sich also in unter einer halben Stunde eine Portion von 178,4 g Alkohol. Um nun mit diesen Daten den Alkoholspiegel im Blut zu berechnen bedienen wir uns der sogenannten Widmark-Formel in ihrer Modifikation nach Watson.

Setzen wir dort unsere geschätzten Daten ein, erhalten wir als Worst Case (gesamter Alkohol wird aufgenommen) einen Alkoholpegel von 2.97 ‰. Doch halt !

Unsere Abschätzung dadurch erschwert, dass gar nicht der gesamte Alkohol aufgenommen wird, sondern eine bestimmte Menge als Resorptionsdefizit gar nicht ins Blut und damit ans Ziel gelangt. Dieser „Schwund“ ist unter Anderem auch von der stärke der konsumierten Alkoholika abhängig. Hartes Gesöff wie Schnaps (40 Vol%) erleidet einen nur geringen Verlust von 10 %, während ein man bei Bier teilweise bis zu 30 % als Resorptionsdefizit verloren werden kann. Berücksichtigen wir also zusätzlich ein mittleres Resorptionsdefizit von 15 % sind es immer noch 2.52 ‰.

Mit einem Alkoholspiegel von 2.5 – 3.0 ‰ bewegen wir uns schon im Bereich der schweren Trunkenheit. Gleichgewichtsstörung und Sprechstörungen sind typische Symptome und sind auch bei James gegen Ende des Essens bereits zu beobachten. In der Tat kann er sich noch glücklich schätzen, dass er nicht bereits kotzend in der Ecke liegt. Die Symptome hauen also in etwa hin. Da der Sketch allerdings nur 18 Minuten dauert, von denen wir noch die mündliche Einführung des Moderators abziehen müssen, ist es allerdings zweifelhaft, dass der Alkohol bereits zur Gänze aufgenommen wurde. Nach meiner Recherche wäre etwas im Bereich von 45 min bis 1:00 h realistischer bis der Maximalalkoholspiegel erreicht ist (Grafik 1). Selbst beim sogenannten Sturztrunk, bei dem in extrem kurzer Zeit große Mengen Alkohol getrunken werden und der zu einem verstärkten Anfluten der Alkoholwirkung führt, ist dies vermutlich extrem sportlich. Aber gestehen wir dem Bühnenautor etwas künstlerische Freiheit zu. Ob der Butler aber noch das mit einem Augenzwinkern angedeutete Schäferstündchen vollziehen kann, bleibt fraglich.

Mann + Alkohol + Frau = ???
Quelle: Alkoholvorlesung, Rechtsmedizin Uni Essen

Bier = Flüssignahrung ?

Und wenn wir gerade schon einmal dabei sind, hier noch gleich eine weitere Rechenübung zum Thema Alkohol: Ein beliebtes Sprichwort sagt: Drei Bier sind auch ein Schnitzel. In Sachen Alkohol können wir mit Gewissheit sagen: Drei Bier enthalten mehr Alkohol als ein Schnitzel. Aber wie sieht es mit Kalorien aus ? Im Netz finden wir das die Portionsgröße für ein Wiener Schnitzel im Mittel etwa 150 g beträgt.

Sind wir großzügiger und nehmen ein Wiener Schnitzel aus dem berühmt-berüchtigten Restaurant Waldgeist in Hofheim/Taunus in der Größe 1/4 Schwein sind es 250 g. Bei einem mittleren Kaloriengehalt von 242 kcal je 100 g sind dies 363 kcal für das normale und 605 kcal für das große Schnitzel. Hängt natürlich auch etwas davon ab, wie gut man das Schnitzel abtropfen lässt, wenn es in gutem Butterschmalz gebrutzelt wurde. Beim Bier haben wir es relativ einfach, da die notwendigen Werte für alle handelsüblichen Marken bestens katalogisiert sind. Legen wir also (typisch Dresden) ein großes (0.5 L) Feldschlösschen Pilsener als Referenz unserer Berechnung zu Grunde: 40 kcal je 100 mL entsprechen 200 kcal je großem Bier. Davon 3 Stück, ergeben nach Adam Riese 600 kcal. Ergo: Ja, das Sprichwort trifft hinreichend genau zu. Korrekt: 3 Bier sind auch ein großes Schnitzel.

Übrigens, in der Variante „Sieben Bier sind auch ein Schnitzel“ kommen wir auf 1400 kcal für das Bier, was 578 g Schnitzel entspräche.

In der Tat ist Bier nicht das schlimmste, was man in Punkto Kalorien trinken kann: 100 mL Vollmilch (3.5 % Fettanteil) haben z.B. 64 kcal und damit mehr als das doppelte der gleichen Menge Bier. Hochprozentiger Alkohol hat natürlich auch mehr Kalorien als Bier. So enthalten die Getränke, die Butler James konsumiert 1492 kcal (213,1 g Alkohol x 7 kcal/g = 1492 kcal). In reinem Alkohol wohlgemerkt, da natürlich noch Zucker in den Getränken enthalten ist, natürlich effektiv mehr. Die Kalorienzufuhr an Alkohol entspricht also etwa einem McDonalds Menü aus Big Mac, großer Pommes + Cola und einem McSundae zum Nachtisch.

Achten Sie also auf Ihre schlanke Linie und ihre grauen Zellen und lassen Sie es im neuen Jahr langsamer angehen als Butler James ! Die Lömitonne wünscht allen Lesern ein frohes & gesundes neues Jahr !

Ach und sollte es Ihnen wie Butler James ergangen sein… Hier noch ein paar Tips gegen den Kater.

Brust oder Keule ? Der Weihnachtsschmaus

Es heißt, Liebe gehe durch den Magen. Doch es gibt noch ein anderes Gefühl oder besser Gemütszustand, der durch den Magen geht: die Weihnachtsstimmung. Zu keiner Gelegenheit wird ähnlich tief in die kulinarische Trickkiste gegriffen und gekocht, dass sich die Balken des Esstischs biegen, wie zu Weihnachten.

Bereits während der Adventszeit wird fleißig gebacken und allerhand weihnachtliches Naschwerk für die Feiertage gebunkert oder aus lauter Vorfreude bereits verzehrt. Und dann natürlich die bekannte Frage nach dem Festtagsschmaus.

Die Dreifaltigkeit des Weihnachtsschmaus

Hört man sich in deutschen Landen um, gibt es offenbar drei große Strömungen, denen man folgen kann:

  1. Die Weihnachtsgans

Fairerweise muss man eigentlich Festagsbraten sagen. Die Gans ist sicher die bekannteste Variante, wird aber auch gerne mal gegen eine Ente oder einen Truthahn (besonders beliebt in UK und USA) substituiert. Um die traditionelle Bedeutung des doch recht gehaltvollen Gänsebratens zu ergründen, muss man sich zunächst den eigentlichen Charakter der Adventszeit vor Augen führen. Eigentlich ist diese nämlich eine strenge Fastenzeit. Dem entsprechend freute man sich, wenn diese mit der Christmette am heiligen Abend vorüber war und beging den Anlass mit einem opulenten Festtagsbraten. Dieser musste nicht gezwungenermaßen eine Gans sein: Auch heute noch spricht man besonders im Süddeutschen von der Mettensau, eben jener Sau, die nach der Mette als festtäglicher Schmaus gebraten wurde. Als ordentlicher Christ durfte man es aber damals nicht versäumen, den Festtagsbraten zusammen mit 12 Äpfeln – symbolisch für die 12 Apostel – zu servieren !

Doch was dem Einen als kulinarischer Hochgenuss genügt, taugt dem Nächsten höchstens dazu das Herz zu brechen, ob der Tatsache, dass die possierliche Gans einen Kopf kürzer gemacht wird. Dieser Umstand verhalf zwei Gänsen zu größerer Bekanntheit – der Weihnachtsgans Auguste („Lat mi in Ruh, ick will in min Truh’“), die das Herz der Familie erobert und so dem Bräter entkommt, und der Weihnachtsgans des Bundeskanzler Schröder. Jener Ganter – unpassenderweise auf den Namen Doretta hörend – entkam 2000 dem Schicksal auf dem Teller des Bundeskanzlers zu landen.

Je nachdem welcher Quelle man glaubt, auf Intervention der 9-jährigen Tochter der Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf oder aber eben durch Betreiben der deutschen Presse, die eine Parallele zu vom US Präsidenten begnadigten Truthähnen an Thanksgiving herstellen wollte. Jedenfalls wurde Doretta wieder auf den heimischen Geflügelhof entlassen, wo sie bis zum Ende der Schröderschen Kanzlerschaft mittels jährlichem Verrechnungsscheck Rente bezog. Danach wurde Doretta von einem Seniorenheim in Berlin-Zehlendorf adoptiert, wo sie dann bis zu ihrem natürlichen Lebensende unter dem Namen „Herr Schröder“ weiterleben durfte.

  1. Der Weihnachtskarpfen

Fisch genießt ja schon seit altersher einen besonderen Status im Christentum. Der Fisch gilt ja als Erkennungszeichen der Christen, was der Legende nach daher rührt, dass das griechische Wort für Fisch – ἰχθύς ichthýs – eine Art Akronym für eine Kurzform des Glaubensbekenntnis steht (Iēsoûs Christós Theoû Hyiós Sōtér – Jesus Christus Gottes Sohn Erlöser).

Aber auch beim Weihnachtskarpfen spielt die Fastenzeit eine Rolle, denn Heiligabend gehört, nimmt man es genau, zur Fastenzeit.

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Und in der Fastenzeit verzichtet man auf Fleisch. Höchstens Fisch ist erlaubt ! Interessanterweise war man im Mittelalter recht kreativ in der Auslegung, was alles als Fisch durchgeht: Während Muscheln & Krebse auch heute noch vom Fischkoch in seinem Zuständigkeitsbereich toleriert werden, sind Enten, Papageientaucher, Biber und eben Gänse (sprich alles was am Wasser kreucht und fleucht) definitiv extrem liberale Interpretationen des Konzepts Fisch. Dabei gab es aber bereits damals schon Zweifler an dieser Theorie. Da Fische nach damaligem Kenntnisstand in Muscheln heranwuchsen, bezweifelte z.B. Kaiser Friedrich II., dass die Vögel, die er an der Küste beobachtete, wie Fische aufwuchsen.

Und so hat sich der Karpfen bis heute in manchen Gegenden Deutschlands – aber viel mehr noch bei unseren direkten östlichen Nachbarn Tschechien und Polen – als Weihnachtsmahl gehalten. Phänomene wie bei der Weihnachtsgans Auguste darf man bei einem Fisch natürlich nicht erwarten – allerdings war es durchaus Usus den Fisch wegen der besseren Lagerhaltung die letzten Paar Tage vor der Zubereitung in der heimischen Badewanne zu halten. Hier hatte der Karpfen, der vorher womöglich in einem schlammigen Teich großgezogen wurde, die Möglichkeit in klarem Wasser zu schwimmen und etwas von seinem erdigen Geschmack zu verlieren. Ein Sympathieträger ist der Karpfen aber sicherlich nicht geworden. Irgendwann ist man froh, wenn der Okkupant der Wanne weg ist und man in dieser wieder selbst schwimmen darf.

Ein weiterer Grund warum sich der Karpfen zu Weihnachten einer großen Popularität erfreut, ist der aus Tschechien stammende Aberglaube, dass die Schuppen des Karpfens, beim Essen unter den Teller gelegt oder noch besser beim Kleingeld im Portemonnaie aufbewahrt, Reichtum im neuen Jahr bewirken soll. Grund ist die runde, glänzende Gestalt der Schuppen, gleichsam einer Münze.

  1. Würstchen mit Kartoffelsalat

Ok, zugegeben Würstchen & Kartoffelsalat sind jetzt etwas antiklimaktisch, da dieses Essen eher an Kindergeburtstag erinnert als an Festschmaus. Jetzt könnte man diesem vergleichsweise bescheidenen Mahl noch immerhin zu Gute halten, dass es immerhin in die Fastenzeit passt. Doch ist die Beliebtheit dieses schlichten Klassikers eher dem Umstand geschuldet, dass man ihn gut vorbereiten kann, so dass der Aufwand in der Küche am heiligen Abend sich auf ein Mindestmaß beschränkt. Immerhin muss ja noch Bescherung gemacht werden oder die Weihnachtsmesse besucht werden.

Mehrgängemenü

Und für Diejenigen, die sich für keine der Optionen entscheiden können und/oder im Vogtland oder Erzgebirge leben gibt es das Neunerlei, sozusagen ein weihnachtliches 9-Gänge-Menü. Die Zahl 9 symbolisiert dabei die Verdreifachung der heiligen Dreifaltigkeit – Vater, Sohn und heiliger Geist. Beim Neunerlei gibt es allerdings keine allgemeine Menüabfolge. Die genaue Zusammenstellung ist stark regional und von Familie zu Familie unterschiedlich, allen ist jedoch gemein, dass Klöße und Linsen gereicht werden.

  • Bratwurst oder Schweinebraten mit Linsen
    (Linsen damit es nicht am nötigen Kleingeld mangelt)
  • Hering mit Äpfeln
    (um allzeit fischelant, also beweglich zu bleiben)
  • Grütze und Hirsebrei
    (damit das Geld nie ausgeht)
  • Buttermilch oder Semmelmilch
    (für gute Gesundheit im neuen Jahr)
  • Roter Rüben Salat
    (damit man immer rote Wangen behält)
  • Sauerkraut
    (das einem das Leben nicht sauer wird)
  • Klöße, Karpfen oder Hering
    (damit auch das große Geld zu einem kommt)
  • Pilze
    (damit die Früchte der Natur wachsen und gedeihen)
  • gedörrte Pflaumen, Nüsse oder Mandeln
    (damit der Alltag im neuen Jahr gut verlaufen möge)

Begleitet wird das Neunerlei noch von einer Vielzahl an flankierenden Maßnahmen, wie einem zusätzlichen Gedeck für den fremden (armen) Gast. Ebenso wird davon abgeraten während des Essens aufzustehen („sonst wird man bestohlen“ oder „die Hühner verlegen einem die Eier“). Ob das nun alles in die Kategorie Aberglauben einsortiert werden muss und inwiefern sich das mit einem christlichen Hochfest vereinen lässt, überlasse ich dem geneigten Leser zu entscheiden.

Und international ?

Aber damit nicht genug. Neben dem Festschmaus gibt es noch allerhand andere Dinge zum Naschen und Schlemmen. Über den berühmten Dresdner Christstollen haben wir hier ja schon gesprochen. Wem der buttrig-köstliche Christstollen aber trotzdem noch zu trocken sein sollte, der möge sich an unsere Nachbarn im Westen wenden:

Buche-cropped
So bäckt man in Frankreich 🇫🇷 zu Weihnachten schon mal einen Bûche de Noël, einen Weihnachtsscheit (zu Deutsch auch mitunter Bismarck-Eiche genannt). Bei diesem Kuchen im Stil einer Biskuit-Rolle wird mit Schokoladen-Buttercreme ein Holzscheit modelliert. Erinnern soll dieses traditionelle Desert an den Holzscheit, den man früher zu Weihnachten im Kamin verbrannte. Mit dem langsamen verschwinden von offenen Kaminen aus den Haushalten, wurde diese „süße Buche“ von einem Pariser Konditor (erstmals erwähnt 1879) als Ersatz eingeführt.

In Italien 🇮🇹, besonders in der Gegend von Mailand, schwört man auf den Panettone, einen Hefesauerteig-Kuchen mit Rosinen und kandierten Früchten. Fast also das italienische Pendant des Christstollens. Einer Legende nach verpfuschte der Hofbäcker am Hofe des Mailänder Fürsten Ludovico Sforza die Nachspeise des festlichen Weihnachtsgelages. Die Süßspeise – im Ofen verbrannt ! Doch der hilfsbereite Küchenjunge Toni bot sich an in die Bresche zu springen: Er hatte aus übrig gebliebenen Zutaten – Mehl, Butter, Eiern, kandierten Früchten etc. – einen Kuchen gebacken. In der Not nahm der Küchenchef das Angebot dankend an. Und siehe da: Das Backwerk mundete den Gästen des Fürsten gar vortrefflich. Auf die Frage, wie das Gebäck denn heiße, antwortete der Chefkoch „L’è ‚l pan de Toni“ („Das ist Tonis Brot). Voila, der Panettone.

Lutefisk
Hierzulande eher etwas für die Hartgesottenen und Experimentierfreudigen, für die Skandinavier 🇸🇪🇩🇰🇳🇴 aber eine Delikatesse, die in der Weihnachtszeit recht populär ist: Lutefisk. Dabei handelt es sich um speziell in Lauge mehrtägig marinierten Stockfisch von gelatinöser Konsistenz, der mit ausgelassenem Speck, Stampfkartoffeln und Erbsenpüree serviert wird und ob seines milden Geschmacks gerühmt wird. Dazu reicht man Akvavit und Bier. Der Legende nach brannte bei den Wikingern einst eine Birkenholzgestell mit Trockenfisch nieder. Der vom Feuer verschonte Fisch lag dann eine Weile in der vom Regenwetter feucht gewordenen alkalischen Birkenasche, wo er von den hungrigen Wikingern gefunden wurde, die sich daraus ein schmackhaftes Mahl zubereiteten.

Wahrscheinlicher ist aber, dass man bei der Zubereitung von Trockenfisch, diesen gerne in Lauge dehydrierte, damit dieser beim kochen später eine zartere Konsistenz annahm.

Christmas pudding (11927643275)
In Großbritannien 🇬🇧 serviert man gerne einen Christmas Pudding am 1. Weihnachtsfeiertag. Dabei darf man diesen aber nicht mit den deutschen Puddings vergleichen. Bestehend aus Rindernierenfett, Melasse, Rosinen, Brotkrumen, Eiern, Mehl, geriebenen Möhren, Orangen und Mandeln ähnelt der Christmas (oder auch Plum) Pudding im ganz weiten Sinne eher dem deutschen Serviettenknödel. Der Pudding wird auch gerne nach Entnahme aus der Puddingform mit reichlich Brandy getränkt, um den Pudding zu flambieren. Da der Pudding tatsächlich gekühlt recht lange haltbar ist, wird er gerne bereits deutlich im Vorfeld von Weihnachten zubereitet, nämlich am sogenannten Stir-up Sunday. Dabei ist das manuelle Anrühren des Teigs eine recht mühselige Angelegenheit, weswegen man gerne alle Mitglieder des Haushalts involvierte, die sich dann beim Umrühren des Teigs etwas für das kommende neue Jahr wünschen durften. Dabei war es wichtig den Teig von „Osten nach Westen“ zu rühren, um die Drei Heilgen Könige, die aus dem Morgenland (sprich: Osten) kamen, zu ehren.

Ebenso fügte man gerne eine kleine Silbermünze zum Pudding hinzu, die dem glücklichen Finder entsprechend Glück im neuen Jahr bringen sollte. Bedauerlicherweise scheinen diese Gebräuche aber mittlerweile langsam in Vergessenheit zu geraten, da Umfragen in jüngerer Zeit ergaben, dass 2/3 der Befragten britischen Kinder noch nie im Anrühren des Christmas Puddings beteiligt waren. Was daran liegen mag, dass viele Eltern mittlerweile auf fertig vorbereiteten Pudding zurück greifen.

Hühnchen zu Weihnachten

Spricht man von Weihnachtsgebräuchen, ist von Japan 🇯🇵 eher selten die Rede. Doch auch im Lande von Shintoismus und Buddhismus, lässt man es sich nicht nehmen an der weihnachtlichen Freude teilzuhaben. Was nun das Weihnachtsessen angeht hat sich in Japan eine recht eigentümliche Tradition (oder vielleicht Trend?) eingebürgert. Begegnet man nämlich zu Weihnachten in Japan einer rotgewandeten Person mit weißem Bart, muß dies nicht zwangsläufig der Weihnachtsmann sein, sondern niemand anderes als der Hühnerbräter Colonel Sanders, Gründer und Aushängeschild von Kentucky Fried Chicken.

Denn seit den 1970er Jahren wird in Japan aggressiv für Brathühnchen zu Weihnachten geworben, oder anders: クリスマスはケンタッキー (Kurisumasu wa kentakkīdesu – Christmas is Kentucky). Alles Konsequenz des Umstands das Exil-Amerikaner in den 70ern einen beklagenswerten Mangel an Christmas Turkey in Japan feststellten und sich deswegen zu Weihnachten bei KFC trafen um Brathuhn als nächst bestes Truthahnsurrogat zu verzehren. Ein Trend auf den die Japaner gerne aufsprangen. Mittlerweile investiert man umgerechnet bis zu 40$ für sein Checken Dinner zu Weihnachten. Vorbestellungen werden bereits Anfang Dezember angenommen und Wartezeiten von bis zu 2 Stunden sind keine Seltenheit.

Wir sehen also, zu Weihnachten werden auch in kulinarischer Hinsicht weder Kosten noch Mühen gescheut. In diesem Sinne also Frohe Weihnachten und Guten Appetit !

Mit Wissenschaft kühl durch den Sommer

Ok, das Thema Sonnenschutz haben wir uns bereits angeguckt. Was brauchen wir also noch um durch den heißen Sommer 2018 zu kommen ?

Ein Szenario, dass glaube ich Vielen nicht unbekannt sein wird: Wir haben uns trotz hochsommerlichen 32°C mehr oder minder erfolgreich durch den Arbeitstag gerettet, jetzt lechzen Gemüt und Kehle nach einem kühlen Trunk zum Feierabend… Also ab nach Draussen an die frische Luft. Schlecht nur, wenn man vergaß das Feierabendbier rechtzeitig in die Kühlung zu legen. Ein weiteres Problem: Wie bleibt der Nachschub an köstliche Gerstensaft angenehm kühl, wenn man mit ihm fernab des Eisschranks auf der Wiese sitzt ?

Kaltes Getränk mit Hilfe der Wissenschaft und kalten Putzlappen

Und auch hier zahlt sich ein gutes Quantum an naturwissenschaftlichen Kenntnissen aus: Man benötigt nur ein Stück saugfähiges Textil und Wasser um selbiges gut zu durchfeuchten. Man packt die Getränkeflasche nun in den triefend nassen Lappen und stellt sie an einen luftigen und trockenen Ort. Nun muß man eine Weile warten, während sich das Getränk auf nahezu magisch anmutende Weise abkühlt.

Verdunstungskälte heißt das Zauberwort ! Denn auch bei 30 °C verdunstet eine gewisse Menge Wasser, vorausgesetzt, die Luftfeuchtigkeit liegt unter 100 %. Je trockener, desto besser.

So zumindest die Theorie. Aber wie heißt es so schön: Versuch macht klug. Also habe ich mir aus einer leeren 500 mL Flasche einer beliebten Hipsterbrause, die ich mit Wasser gefüllt habe und einem Laborthermometer eine Testapparatur gebastelt. Das Ganze noch schnell in ein nasses Küchenhandtuch wickeln und schon startet der Kühlversuch.

Auch wenn die Kühlwirkung relativ verhalten zu Tage tritt, kann man doch nicht leugnen, dass die Methode funktioniert. Innerhalb von 2 Stunden pendelte sich die Temperatur in der Flasche von ursprünglich 29 °C bei knapp unter 23 °C ein. Das Wasser ist zwar nicht „Kühlschrank-kalt“ aber um Einiges erfrischender geworden. Sicherlich lässt sich der Verdunstungseffekt noch weiter forcieren, wenn man einen Ventilator neben die Versuchsanordnung stellt, der die feuchte Luft wegpustet und frische trockene Luft nachführt.

Wasserkühler auf spanische Art

Dabei ist diese improvisierte Form der Getränkekühlung keine neue Errungenschaft der neuzeitlichen Camping- und Grillbewegung, bei welcher sie recht populär ist. Wie mir der Kollege François beim Mittagessen erzählte, findet man eine Art Urform davon in Andalusien: den Botijo.

Der Botijo – ein traditioneller spanischer Wasserkühler

Dabei handelt es sich um einen bauchigen Krug aus gebranntem, porösen Ton mit einer oder mehreren Trinkstutzen. Das enthaltene Wasser dringt durch die Poren langsam nach außen und verdunstet dort an der sehr trockenen, heißen Luft (die ja im mediterranen Klima Andalusiens reichlich vorhanden ist) und kühlt dadurch den restlichen Inhalt des Krugs. Das funktioniert wie gesagt im staubtrockenen Andalusien sehr gut, in z.B. Panama allerdings, welches in der doch recht feuchten Monsun-Zone liegt, weniger gut, so der Kollege F. Und auch in Spanien, genauer gesagt an der Universidad Politécnica de Madrid, gibt es Wissenschaftler, welche die Funktionionsweise des Botijo genügend fasziniert hat, um die Leistungsfähigkeit dieses traditionsreichen Verdunstungskühlers zu untersuchen.

Unter kontrollierten Laborbedingungen wurde der Botijo mit 3.16 kg Wasser (T=39°C) gefüllt und (um gleichmäßige Temperaturen zu gewährleisten) in einen 39 °C warmen Ofen gestellt (simulierter andalusischer Sommer). Dabei wurde die Wassertemperatur, meiner Softdrinkflasche nicht unähnlich, mit einem Thermometer verfolgt und in regelmäßigen Intervallen der Wasserverlust mittels einer Waage kontrolliert. Das recht interessante Ergebnis: Nach 7 Stunden waren zwar 400 g Wasser (fast ein halber Liter) weniger im Krug, aber das Wasser hatte sich um 15 °C auf 24 °C abgekühlt.

Natürlich ist der Krug irgendwann leer, wenn man ihn zu lange stehen lässt. Aber in einem 39 °C warmen Sommer, wird das Wasser eh vorher getrunken, bevor es komplett verdunstet. Der Vorteil des kontinuierlichen Wasserschwunds ist aber auch eine kontinuierliche Kühlleistung, während mein feuchter Lappen deutlich schneller versagen würde, weil er entsprechend schneller austrocknet. Wer sich selber wissenschaftlich mit dem Botijo befassen möchte, kann dies anhand der folgenden Differentialgleichungen tun:

Dieser Tonkrug erfreut sich auch heute noch einer gewissen Beliebtheit in Spanien, überall da, wo ein kühles Getränk abseits entsprechender Infrastruktur gefragt ist. Ein Verwandter des Botijo findet man zuweilen auch in hiesigen Gefilden auf Mittelaltermärkten in Form von Bierkrügen aus Ton, die das enthaltene Getränk (das aber am Besten bereits vor dem Einfüllen gekühlt wurde) kühl halten, wenn der Krug sich vorher mit Wasser vollsaugen konnte.

Immer schön aufpassen, dass man in der Hitze nicht wegschmilzt

Hightech Kühlung aus Bayern

Während der Botijo einfach, aber genial ist, findet sich am anderen Ende der Hightech-Skala eine ausgefuchste (aber deutlich komplexere) Erfindung aus Bayern. Und in Bayern trinkt man natürlich nicht Wasser, sondern Bier. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Münchner Physiker Peter Maier-Laxhuber als er sich entschloss die Erkenntnisse aus seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Sorptionswärmepumpen und Sorptionsspeicher mit dem Stoffpaar Zeolith – H2O“ zu kommerzialisieren, auch ein selbstkühlendes Bierfass entwickelte.

Bei dieser raffinierten Erfindung ist der eigentliche Bierbehälter (A) von zwei konzentrischen Kammern (B, C) umgeben. Die innere enthält ein saugfähiges Material, das mit Wasser durchtränkt ist. Die äußere Kammer (C) ist mit einem Zeolith (alias Molekularsieb) gefüllt, einem Material, welches aufgrund seiner Poren in Molekülgröße eine hohe Wasseraffinität besitzt. Beide Schichten stehen unter Unterdruck, um eine Verdampfung des Wassers in Kammer (B) zu erleichtern. Die Energie, die zum Verdampfen des Wassers notwendig ist, wird dem Bier in Kammer (A) in Form von Wärme entzogen.

Selfcoolbarrel
Durch öffnen eines Ventils kann nun das Wasser aus Kammer (B) in die Kammer (C) hinein verdampfen und wird dort durch den Zeolith gebunden. Dies ist wichtig, da der notwendige Unterdruck durch den entstehenden Wasserdampf aufgehoben werden würde und so letztendlich die Produktion von weiterem Wasserdampf, welche ja durch Verdunstungskälte unser Bier kühlt, zum Erliegen kommen würde. Der Kühleffekt ist sogar so groß, dass das Wasser in (B) gefrieren kann. Interessanter Nebeneffekt: Der Zeolith erwärmt sich, wenn er Wasser aufnimmt, so dass unser Faß mit kühlem Bier außen recht warm wird. Daher auch der Begriff Sorptionswärmepumpe, da sozusagen die Wärme aus dem Bier nach Außen „gepumpt“ wird.

Um dem Nachhaltigkeitsgedanken entsprechend Sorge zu tragen kann das Faß für einen späteren erneuten Einsatz regeneriert werden. Durch Erhitzen lässt sich das gebundene Wasser aus dem Zeolith wieder freisetzen.

Wer das Faß ausprobieren möchte kann ein solches u.A. von der Tucher Brauerei erwerben, die damit wirbt „jederzeit und überall [...] frisch gezapftes, kühles Tucher. Ohne Strom. Ohne Vorkühlen. In weniger als 45 Minuten.“

Aus heiß wird kalt – Feuer & Flamme für kühles Bier

Und für all diejenigen, die für einen zünftigen Showeffekt zu ihrem Getränk keine Kosten und Mühen scheuen, hier noch eine Variante, mit der man Getränke mittels Feuer kühlen kann.

Achtung – Wer Folgendes ausprobiert tut dies ausdrücklich auf eigene Gefahr. Der Autor übernimmt keine Verantwortung für etwaige (Feuer)schäden

Man benötigt einen Eimer voll Sand, in den die zu Kühlende Flasche eingegraben wird. Anschließend gießt man eine reichliche Portion Brennspiritus über den Sand und entzündet das Ganze. Der Kühlungseffekt soll nun dadurch eintreten, dass der Spiritus an der Oberfläche des Sandeimers abbrennt und weiterer Spiritus aus dem Sand hochgesaugt wird (eine Art Dochteffekt). Die dabei auftretende Verdunstungskälte tut ihr Übriges. Ob das Ganze funktioniert ? Keine Ahnung, aus brandschutztechnischen Gründen habe ich auf ein Experiment verzichtet. Sollte der geneigte Leser sich dazu entschließen dieses Experiment selbst zu probieren, so tut er dies auf eigene Gefahr und hoffentlich fernab von brennbarem Material.

Welche Methode auch immer man letztendlich wählt: Immer genug trinken und einen kühlen Kopf bewahren !

Happy New Year – oder: Im Namen des Katers

Und wieder ist ein altes Jahr vorüber und ein neues nimmt seinen Lauf. Obwohl sich die Silvester1 Nacht auch nur eine Nacht wie alle anderen ist, wird ihr von Vielen eine besondere Bedeutung zugemessen. Eine Nacht, die durch besondere Unternehmungen und Rituale – um es mit Barney Stinson zu sagen – legendär werden soll.

Die prominenteste Maßnahme ist sicherlich das Abschiessen von Feuerwerksraketen und Böllern, welches aus dem vorchristlichen (Aber-)Glauben herrührt, dass man durch Krachmachen böse Geister und damit Unglück und Unheil vertreiben kann.

Und auch der Verzehr von alkoholischen Getränken gehört dazu… Ob als Trankopfer, auf das die Glücksgöttin Fortuna gewogen sei, oder weil es sich beschwipst einfach lustiger feiert sei mal in den Raum gestellt.

Irgendwann jedoch ist die magische Silvesternacht vorbei und das neue Jahr ist da. Vom Feuerwerk bleibt nur noch der „Fallout“ und vom Schwips… Sie ahnen es schon… ein brummender Schädel, der Kater, der Katzenjammer.

„Heute ist der süße Rausch verflogen; der Katzenjammer ist geblieben. Der Katzenjammer!“

— Friedrich Schlögel (Dichter), Aschermittwoch

Kater und Katzenjammer… Scheint so als sei da jemand sehr katzenafin gewesen, als er sich diese Synonyme für den Brummschädel ausdachte. Tatsächlich Stammen diese Wörter jedoch aus der Studentensprache: So ist Kater eine Anspielung auf den gleichermaßen unangenehmen Katarrh… Und Katzenjammer – nun… – ist eine entschärfte Version von Kotzen-Jammer (Eigentlich logisch, wenn ich kotzen muß, ist mir auch immer jämmerlich zu Mute.)

Interessant ist auch die Sicht anderer Kulturen auf den Kater:

Der Spanier sagt resaca - Meeresbrandung oder entgegengesetzt zum Deutschen el ratón - die Maus. Beim Norweger sind es die Zimmermänner (tømmermenn), die im Kuppelkopf (kuppelhue) zugange sind, während sich der Franzose mit einer „Holzfresse“ (gueule de bois) rumplagt.

Doch woher kommt der Katzenjammer ?

Alkohol rein, Wasser raus !

Jeder, der schon mal im Rahmen eines Pub crawl ein gewisses Quantum Bier zu sich genommen hat weiß, dass man eher früher als später „das Bier wegbringen“ muß (sprich: Pipi machen). Dies liegt daran, dass Alkohol die Funktion des Enzyms Vasopressin beeinträchtigt, dass die Rückgewinnung von Wasser aus dem Primärharn fördert. Alkohol wirkt also harntreibend und damit auch entwässernd. Hierbei werden auch wertvolle Elektrolyte ausgeschieden… Beides Faktoren, die den Katzenjammer fördern und auch Erklärungen für den sog. Nachdurst am nächsten morgen oder warum Rollmöpse gerne als Katerfrühstück genommen werden. Daher zwischendurch immer mal ein Wasser einschieben um gut hydriert zu bleiben oder zwischen durch ein paar Salzstangen knabbern um Elektrolyte zuzuführen.

Smells like hangover: Acetaldehyd

Achtung, jetzt wird es chemisch ! Grundlagen der Organischen Chemie – Thema: Oxidation von primären Alkoholen !

Dieses Wissen brauchen wir, wenn wir uns mit dem Abbau von Alkohol befassen wollen. Auftritt: Alkoholdehydrogenase, das Enzym das in der Leber das Ethanol zu Acetaldehyd „abbaut“. (+ ein paar andere Enzyme). Da Aldehyde ziemlich reaktive Moleküle sind, können sie allerhand Unfug in unserem Körper anstellen. Acetaldehyd ist damit einer der Hauptschuldigen für unseren Brummschädel. Gottseidank gibt es aber das Enzym Acetaldehyd-Dehydrogenase, das den Aldehyd weiter zu Acetat, dem Salz der Essigsäure oxidiert, welches dann vom Körper unter Energiegewinnung verbrannt wird. Vorsicht übrigens mit Cocktails und anderem zuckerhaltigem Hochprozentigem (Bowlen, Liköre, lieblicher Wein…) ! Zucker hemmt den Abbau von Acetaldehyd und deswegen haben wir dann am nächsten Morgen einen umso dickeren Kopf.

Fuselöle

Schlagen wir im Wörterbuch nach, so finden wir unter Fusel dort folgende Definition:

Fusel, der
Substantiv
billiger, minderwertiger Schnaps

Hiervon haben auch die Fuselöle ihren Namen, denn sie kommen in minderwertigem Sprit besonders reichhaltig vor. Neben höheren Alkoholen, finden sich noch Fettsäureester, Terpene, Acetate, Carbonsäuren und allerhand andere Stoffe, die als Nebenprodukte der alkoholischen Gärung entstehen. In geringen Maßen dem Geschmack förderlich, verursachen sie im höheren Mengen (>0.1 %) für Kopfschmerzen. Durch sorgfältige Destillation lassen sich diese jedoch zum größtenteils entfernen, weswegen Spirituosen wie Wodka sich weniger Kopfschmerzen verursachen. Weizenbier hingegen ist eine schlechte Wahl, da besonders reich an Fuselölen, wie man in einer Diplomarbeit der FH Münster/Steinfurt (Autor: Siegrun Mohring,) nachlesen kann. Wer mehr Infos möchte folge dem Link (man beachte auch Seite 2 und 3).

How to kill the cat…

Nun denn… Der Schädel brummt, das Gefühl ist flau… Was also tun um die Lebensgeister zu reaktivieren ?

  1. Konterbier

Ein alter Ratschlag empfiehlt: Damit weitermachen, womit man am Vorabend aufgehört hat. Das Konterbier (auch schön: Reparaturseidel, wie die Österreicher sagen) betäubt zwar vielleicht den Schmerz, aber wenn der Alkohol abgeklungen ist, schlägt die Katze umso härter zu. Der Amerikaner spricht in dem Zusammenhang auch vom Hair-of-the-dog (kurz für „hair of the dog that bit you“) in Anspielung auf den Brauch das man früher daran glaubte ein paar Haare des Hundes in eine Hundebisswunde legen müsse, um üble Konsequenzen der Verletzung abzuwehren. Wir sehen: Hund, Katze, Maus… alle Tiere tragen ihren Teil zum Alkohol-induzierten Elend bei.

2. Anti-Katerpräparate

Wenn es um Wunderkuren geht, dann ist schnell die Patentmedizin bei der Hand (Pülverchen und Wässerchen vom Wunderheiler auf dem Jahrmarkt). Ähnlich muten da Anti-Katerpillen an, die man unter Markennamen wie Koa-Koa, RU-21 und KGB-Pille (hat Sowjetische Agenten trinkfest gemacht) im Internet findet. Interessant hierbei ist, dass es sich nicht um eine Detox-Maßnahme (Kater-Kur) handelt, sondern diesen effektiv verhindern oder zumindest abschwächen soll. Ingredienzien wären so Sachen wie Curcuma-Extrakt, Lakritz-Extrakt, Bernstein-Säure, Fumar-Säure, Glutaminsäure, L-Cystein und diverse Vitamine. Alles Wirkstoffe, die den Alkoholabbau unterstützen sollen. Ob der ganze Fokus-Pokus etwas nützt weiß ich nicht, aber die Käufer auf Amazon scheinen zumindest zufrieden zu sein. Könnte aber auch einfach am Placebo Effekt liegen.

3. Katerfrühstück

Alte Hasen schwören auf ein deftiges Katerfrühstück, welches gerne fett- und eiweissreiche Speisen, nebst diversem salzig-sauer Eingelegtem beinhalten kann (Bismarkhering, Essiggurke, Sauerkraut, Rollmops etc.). Während der salzige Hering vielleicht notwendige Elektrolyte zuführt, so sorgen diese Speisen in jedem Fall auch für Durst und animieren so zur Aufnahme von Wasser, was ja bekanntermaßen die Dehydrierung bekämpft.

Im slawischen Raum schwört man auch auf Essiggurken, die man, was angeblich noch besser funktionieren soll, direkt mit dem Gurkenwasser runterspülen soll.

4. Der Anti-Katertrunk

Schon oft hat man es in Filmen gesehen: Der Protagonist hat zu tief ins Glas geblickt und soll nun, um einer misslichen Lage zu entkommen, möglichst schnell wieder fit gemacht werden. Hierzu mixt Protagonist 2 eine scheußlich anzusehende Mixtur (Geheimrezept !) zusammen und flößt diese dem Helden ein. Dieser reißt keuchend die Augen auf und ist instantan wieder putzmunter. In der Barmixer-Sprache nennt man einen solchen Trank „Pick-me-up“ oder „Corpse Reviver“. Besonders populär sind die Bloody Mary und die Prairie Oyster.

Bloody Mary
4 cl Wodka
1 cl Zitronensaft
8 cl Tomatensaft
1 TL Worcestersauce
2 Spritzer Tabasco
eine Prise (Sellerie)Salz
eine Prise Pfeffer
Stangensellerie nach Belieben

Ein klassischer Cocktail. Da aber Alkohol in Form von Wodka enthalten ist, sind wir damit wieder im Bereich des Konterbiers, das es zu vermeiden gilt. Daher besser als Virgin Bloody Mary, also ohne den Schnaps genießen. Der Tomatensaft und das Salz sind aber sicherlich hilfreich.

Prairie Oyster
1 rohes Eigelb
1 TL Ketchup
1 TL Sangrita Picante 
2 Spritzer Essig
1 Spritzer Tabsco-Sauce
1 TL Zitronensaft
1 TL Worcester Sauce
Salz, Cayenne Pfeffer
- Das Glas mit dem Essig ausschwenken
- Eigelb vorsichtig in das Glas geben, dann die restlichen Zutaten hinzufügen
- Die ganze Mixtur, nach Möglichkeit ohne das Eigelb zu zerstören, rasch trinken
-- Quelle: Mixology.eu

Hmmm… Das klingt selbst im Nüchternen Zustand sehr gewöhnungsbedürftig. Das unzerkaute Eigelb soll dabei tatsächlich durch seine Textur eine rohe Auster simulieren, die einem die Kehle runter gleitet. Da allerhand scharfe Sauce zu gegen ist, sollte dieser Drink zumindest im Magen für, sagen wir mal, wohlige Wärme sorgen. Dieser Drink ist tatsächlich bekannt aus Film und Fernsehen: Zu sehen in z.B. Zurück in die Zukunft III.

Wem das zu eklig ist, der kann auch zu einem Kaffee als etwas wohlschmeckenderes Restaurativem greifen. Der hilft zwar vermutlich nur bei leichten Kopfschmerzen, aber ist besser als gar nix. Im übrigen heißt es auch, dass ein Espresso + den Saft einer halben Zitrone ein guter Ersatz für eine Kopfschmerztablette sein soll.

Wem das Alles noch nicht genügt, möge mal in folgender Publikation der American Folklore Society von 1961 nachschlagen, die eine ganze Mannigfaltigkeit von Katerkuren beschreibt, dem Volke direkt vom Maul abgeschaut.

Letztendlich aber, ist wohl die weiseste Entscheidung den Alkohol nur in Maßen zu genießen. Manchmal ist eben Vorsicht besser als Nachsicht.

—Bildquelle: Pixabay.de
  1. Nota bene: Laut amtlicher Rechtschreibung wird der Abend vor Jahreswechsel mit einem i – Silvester – geschrieben, während der Name auch mit y geschrieben werden kann !

Glühwein – oder: Das offizielle Getränk zur winterlichen Outdoorsaison

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Dieser Trank, er ist gut ! Noch einen !

— Thor, in Thor

Diese wird vom Marvel-Helden Thor nach dem Verzehr einer Tasse Kaffee geäußert. Sie könnte aber ebenso dem Munde eines Besuchers der zahlreichen Weihnachtsmärkte in Dresden entstammen, die sich dort zur Zeit reichlich Glühwein hinter die Binde gießen. Ein guter Glühwein jedoch kommt nicht von ungefähr sondern muss bestimmten Anforderungen genüge tun. Der Definition nach ist Glühwein ein Rotwein, der mit „mit verschiedenen Gewürzen (üblicherweise Zimt, Gewürznelken, Zitronenschale, Sternanis) erhitzt und nach Geschmack gesüßt“ wird.

So sollte er aussehen... der Glühwein

So sollte er aussehen… der Glühwein

Das A und O ist (wie sich unschwer erahnen lässt) die Auswahl des richtigen Weines. So sollte er nicht zu teuer sein (den guten teuren Bordeaux trinke man später lieber pur), aber auch nicht das billige Gesöff aus dem Tetrapak für 79 ct je Liter sein. Letzteren kriegt man dann auch nicht mit massenweise Zucker trinkbar. Wikipedia empfiehlt übrigens einen schweren Südwein (von der Rhône oder spanischen Fasswein) und sparsame Zugabe von Zucker.

Ein Wort übrigens zum sogenannten Winzerglühwein, der sich in letzter Zeit großer Beliebtheit erfreut: Der Präfix Winzer- ist nur zulässig, wenn der Winzer nicht nur den Grundwein liefert, sondern auch die Würzung in seiner Kellerei vorgenommen hat.

Es versteht sich natürlich, dass für die Würzung nur echte Gewürze verwendet werden. Glühfix ist nur etwas für Pfuscher.

Doch schauen wir uns die Zubereitung des Trankes an, zu der auch Vater Staat ein Wörtchen mitzureden hat. Das Landesuntersuchungsamt des Landes Rheinland-Pfalz meint hierzu z.B.:

Glühwein ist ein aromatisiertes weinhaltiges Getränk (…) Der Zusatz von Wasser ist verboten. (…) Der vorhandene Alkoholgehalt eines Glühweins muss mind. 7 % vol und weniger als 14,5 % vol betragen.

Ebenfalls recht instruktiv ist auch die Lektüre folgen Merkblatts aus dem Land der Frühaufsteher.

Wem das noch nicht stark genug ist, kann natürlich noch einen Schuss hochprozentiges hinzugeben. Jedoch hört der Glühwein dann auf Glühwein zu sein und wird zu Punsch. Meine Empfehlung: Eierpunsch mit doppelt Ei (+ 1 Schuss Eierlikör)

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Natürlich muß der gewürzte Wein natürlich noch erhitzt werden. Hier gebietet das Reglement den Ansatz nicht über 70 °C zu erhitzen (Merke: Alkohol siedet bei 78 °C !), da bei diesen Temperaturen „der Alkohol in Abhängigkeit von der Kochzeit vollständig entweichen“ kann. Aber auch die Gewürze mögen es nicht übermäßig lange gekocht zu werden und entwickeln geschmacklich einen bitteren Kochton. Das Amt empfiehlt daher, dass Verkaufspersonal möge die Produktqualität regelmäßig durch Verkostung kontrollieren ! (Alles klar, „die Produktqualität kontrollieren“ ) Aber vermutlich ist genau das der Grund, warum viele Glühweinbuden mittlerweile auf Durchlauferhitzer setzen.

Wer es weniger traditionell mag, greift auf entsprechende Glühwein- oder vielmehr Punsch-Derivate zurück. Eierpunsch (Weißwein, Eier, Vanille, Tee, Zimt, Nelken), heiße Heidi (für Männer; eingelegte Heidelbeeren in Rum und Glühwein) und heißer Hugo (für die Damen; Weißwein, Holunderblütensirup, Limette) sind nur drei von zahlreichen Varianten eines „aromatisierten weinhaltigen Getränks“.

Jeder nur einen wänzigen Schlock...

Jeder nur einen wänzigen Schlock…

Besondere Aufmerksamkeit verdient noch die Feuerzangenbowle. Auch wenn man diese auch auf dem Weihnachtsmarkt käuflich erwerben kann, genießt man diese, ob des Eventcharakters, idealerweise daheim im kleinen Kreise. Während das Grundrezept erst mal weitestgehend dem Glühwein gleicht, wird die Bowle durch das Abschmelzen und Karamellisieren eines Zuckerhut mit einer offenen Rumflamme veredelt. Als weiterführende Literatur sei hier auf die richtungsweisende Publikation von Bolm et al. (RWTH Aachen): „Synthesis and Application of Feuerzangenbowle: A facile Route for the Preparation of this Highly Bioactive Liquid“ verwiesen.

Auf das dieser Artikel bei der Auswahl des geeigneten winterlichen Heißgetränks nützen möge, bleibt mir nur zu wünschen: „Schmecken lassen !“

Cola & Reinheitsgebot

Neulich Abends am Elbufer beim Grillen: Der Eine trinkt Bier, der Andere alkoholfrei eine Cola. Und gerade diese alkoholfreie Alternative ist jüngst unter Beschuss geraten, wie A. hinwies. So hat sich jüngst Stiftung Warentest dem beliebten Gesöff angenommen und mal geguckt, was neben dem oft angeprangerten Zucker so alles drin ist.

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Nun, was ist denn so typischerweise drin ? Schwer zu sagen, denn die Formel nachdem eine Cola hergestellt wird, ist ein Betriebsgeheimnis des jeweiligen Herstellers, allen voran Coca Cola. Viele Versuche wurden unternommen das Geheimnis zu entschlüsseln und diverse Versionen des Rezepts wurden von verschiedenen Leuten enthüllt. Die Art der Zutaten ist mehr oder minder gleich, geheimnisvoll bleibt das genaue Mischungsverhältnis. Als Beispiel soll uns das öffentlich zugängliche Rezept von OpenCola dienen, das als Analogie zu Quellen-offener Software geschaffen wurde:

Flavouring
 10.0 g food-grade gum arabic
 3.50 mL orange oil
 3.00 mL water
 2.75 mL lime oil
 1.25 mL cassia oil
 1.00 mL lemon oil
 1.00 mL nutmeg oil
 0.25 mL coriander oil
 0.25 mL neroli oil
 0.25 mL lavender oil

Concentrate
 2.36 kg plain granulated white table sugar
 2.28 L water
 30.0 mL caramel color
 17.5 mL (3.50 tsp.) 75% phosphoric acid or citric acid
 10.0 mL (2.00 tsp.) flavouring formula
 2.50 mL (0.50 tsp.) caffeine (optional)
 — Lizenz: GNU General Public Licence, OpenCola

Während die Mixtur ziemlich offensichtliche Bestandteile enthält (Zucker, Koffein und Säure), lesen sich die Ingredienzien des Cola Aromas (Flavoring) schon wesentlich spannender, man denkt an Apotheke oder Parfümerie. Wer hätte gedacht das eine Cola auch Lavendel enthalten kann ?

Aber zurück zum Cola-Test. Erstmal: Wer Cola trinkt sollte sich bewusst sein, dass so eine Limo ein gerüttelt Maß an Zucker enthält und das dieser in großen Mengen nicht gesund ist. Daher wirkt es etwas befremdlich, dass Zucker zu Punktabzug im Test führt. Zumal Süßstoffe auch nicht ohne Fehl und Tadel sind.

Jetzt gibt’s Saures

Für mich als Chemiker ist natürlich die Kategorie Chemische Qualität besonders interessant. Nehmen wir zum Beispiel Phosphorsäure… Sollte auch dem Chemie-Laien noch aus dem Chemieunterricht geläufig sein und soll der Cola eine erfrischend säuerliche Note verleihen. Phosphorsäure ist darüber hinaus ja auch als Rostlöser relativ nützlich, vielleicht kann man ja mit Cola auch Metallteile blank putzen ? Wenn man dem Chemie-Didaktiker Prof. Blume glauben schenkt, ist Cola trotz Phosphorsäure eher ungeeignet. Ausnahme: Solche Colas, die auf Zitronensäure setzen ! Ebenso ist auch das Gerücht, Cola könne Fleisch auflösen ein Mythos. Schließlich wäre dann da noch der Vorwurf, das ganze Phosphat würde den Calciumhaushalt stören, sprich letztendlich (besonders bei Frauen) zu spröden Knochen führen. Doch auch dies ist nicht unumstritten, da entsprechende Studien zwar einen Hinweis darauf geben, aber für eine abschließende Bewertung nicht ausreichen. Gesichert gilt lediglich, dass Phosphat schlecht für Leute mit bestehender Nierenerkrankung ist. Also, bis zur endgültigen Klärung der Frage besser mal ein gesundes calciumhaltiges Glas Milch einschieben. 🙂

Koffein macht müde Gesellen munter

Aber wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann war es nicht der Zucker oder Phosphat, sondern das böse Koffein, vor dem mich meine Mutter gewarnt hat. Deswegen gab es nur zu ausgewählten Anlässen mal eine Büchse mit koffeinfreier Kinder-Cola.

Koffein

Während wohl der typische Koffein-Gehalt der Feld-Wald-und-Wiesen-Cola um die 10 mg/100 mL liegt, gibt es ein paar Marken, die etwas mehr Bums haben: Afri-Cola z.B. schafft 26 mg/100 mL. Aber selbst das ist vergleichsweise zahm, verglichen mit einer Tasse Espresso (40 mg/30mL !) Um das Ganze dann mal in einen gewissen Bezugsrahmen zu stellen: 400 mg / Tag gelten als unbedenklich für den durchschnittlichen Erwachsenen.

Krebserzeugendes Karamell ?

4-Methylimidazol
Eine Vokabel, für die jedoch Klärungsbedarf besteht, ist 4-Methylimidazol (4-MEI). Ein Blick ins Lexikon verrät uns:

 4-Methylimidazol (kurz 4-MEI) ist eine heterocyclische organische Verbindung aus der Gruppe der Imidazole mit der Summenformel C4H6N2. […]
 4-Methylimidazol kann bei Kaninchen, Mäusen und Hühnern Krämpfe auslösen. Des Weiteren konnte bei Ratten und Mäusen eine krebserregende Wirkung festgestellt werden.
 — Quelle: Wikipedia

Das klingt nun wenig appetitlich. Stellt sich also die Frage, wie kommt das Zeug in die Cola ? Übeltäter ist hier das sogenannte Zuckercouleur (E150d, Ammoniumsulfat-Couleur, „caramel coloring“), ein Farbstoff der durch karamellisieren von Zucker entsteht. Karamell entsteht wie jeder weiß, wenn man Zucker in trockenem Zustand auf über 160 °C erhitzt. Zucker wird durch die hohen Temperaturen zersetzt (im Extremfall bis hin zu Kohle) und bildet sowohl größere polymerartige Moleküle (daher auch die zähe Konsistenz von Karamell), als auch kleinere Moleküle, die u.A. den karamellartigen Geschmack erzeugen. Um der dunklen Farbe noch zusätzlich auf die Sprünge zu helfen, gibt man noch Schwefelsäure und Ammoniak hinzu. Gerade das Ammoniak bewirkt nun, dass im Rahmen der Maillard Reaktion auch Stickstoff-haltige Moleküle entstehen, darunter auch unser 4-MEI.

Besagte Studien zur krebserzeugenden Wirkung von 4-MEI in Mäusen, hat nun dazu geführt, dass zumindest in Kalifornien ein strenger Grenzwert definiert wurde. So sind nur 29 µg/Tag zulässig. Dumm nur, dass manche Colas bis zu 700 µg/L (Kaffee sogar 2000 µg/L) enthalten. Da ist man mit einer 0.33 L Dose Cola schon deutlich über dem Grenzwert !

Es sei jedoch angemerkt, dass solche Studien nicht immer so aussagekräftig sind, wie man es idealerweise gerne hätte. So werden die Laborratten häufig ziemlich hohen Dosen ausgesetzt, die so im Alltag nur kaum vorkommen. So argumentiert die amerikanische Lebensmittelsicherheitsbehörde FDA, dass man wohl über 1000 Dosen Cola pro Tag trinken müsste, um sich solchen Mengen an 4-MEI auszusetzen ! Aber der erste Schritt zur 4-MEI freien Cola ist zumindest in Kalifornien schon getan und das ist sicher keine schlechte Entwicklung.

Chlorat – Unkraut-Ex in der Cola ?

Richtig unappetitlich wird’s dann beim Testergebnis von Pepsi Light. Hier will die Stiftung Warentest Chlorat gefunden haben. Und da kommt man schon in arge Erklärungsnöte, dass einem der Cola Ingredienzien zuzuordnen ! So ist Natriumchlorat Hauptbestandteil des Herbizid UnkrautEx gewesen, mit welchem man früher unliebsame Pflanzen einfach „wegoxidiert“ hat. Aber auch in Chlorbleiche findet man den Stoff… Offenbar hat jemand bei Pepsi nach der letzten Grundreinigung nicht gründlich genug nachgespült.

Alkoholfreie Getränke ?

Ebenfalls übelaufgestossen ist auch die Cola eines bekannten Energy Drink Herstellers… Anscheinend ist es auch nicht das erste Mal, dass man ungewöhnliche Inhaltsstoffe in Red Bull Cola findet. 2009 wurde die Cola zum Beispiel wegen angeblichen Kokainspuren aus enthaltenen Kokablatt-Extrakten vom Markt genommen. 2016 ist die Cola zwar Kokain-frei, enthält aber mehr Alkohol als per Gesetzt erlaubt (3 g/L, erlaubt 2 g/L). Ok, das langt noch nicht um sich damit zu betüdeln (ca. 0.38 %Vol), aber dennoch…

Fazit

Wie dem auch sei… Gesünder lebt sicher derjenige, der Cola in Maßen genießt. Ok, die Chlorat-Cola würde ich vielleicht auch komplett vermeiden. Aber man braucht sich sicher keine schlaflosen Nächte machen, nur weil man gerne mal ein Glas Cola trinkt.