Schusterjunge, Kraftknorzen & Co. – Die fabulöse Welt der Brötchen

Kürzlich ist mein Arbeitgeber in ein neues Gebäude umgezogen. Eine der Neuerungen: Eine eigene Kantine, da die externen Verpflegungsmöglichkeiten sehr überschaubar sind. Neben warmen Speisen zum Mittagessen, werden auch kalte Snacks für Zwischendurch offeriert. Neben allerhand Kleingebäck auch ein Posten namens Schusterjunge.

Ein kurzer Blick in die Wikipedia verrät uns, dass neben einer bestimmten Art von typografischem Fehltritt, auch eine bestimmte Art von Brötchen, nämlich ein aus Berlin stammendes Weizen-Roggen-Mischbrötchen mit charakteristischer zweifach geschnittener Oberfläche, unter diesem Namen erhältlich ist.

Hier wird wieder einmal klar, dass in Deutschland Brötchen nicht einfach Brötchen ist: Die verschiedenen Sorten, wie auch die dazugehörigen Namen sind Legion !

Allen Brötchen ist laut Definition erst einmal gemein, dass sie meist ungesüßte kleine Gebäcke aus hellem oder dunklem Weizen- oder Roggenmehl, bzw. Mischungen von beiden Mehlsorten sind.

Und selbst wenn man ein solches Basisbrötchen nimmt, dann ist die Terminologie, ähnlich dem Berliner Pfannkuchen, im deutschsprachigen Raum nicht einheitlich. Während in Nordwestdeutschland vom Brötchen die Rede ist, sagt man in Teilen Sachsens, in Bayern und Österreich Semmel (von lat. semila Weizenmehl), in Franken Laable oder Kipfla, im Südwesten Weckle, in und um Berlin Schrippe und in Hamburg sofern es runde Brötchen sind durchaus auch mal Rundstück.

Wobei Spezialbegriffe für bestimmte Ausformungen durchaus vorkommen und Brötchen und Semmel nicht immer das gleiche sein müssen. So sind Brötchen in Österreich kleine belegte Brote (alias Canapés). Im Schwäbischen wiederum sind Brödle, dass was man gemeinhin unter dem Begriff Plätzchen versteht.

Doch als wäre dies nicht schon kompliziert genug, entstehen durch Hinzugabe weiterer Zutaten (Körner, Kartoffelmehl, Käse, Speck et cetera pp), sowie durch verschiedene Ausformungen (rund, spitz, eckig, eingeschnitten oder glatt) eine geradezu unüberschaubare Auswahl an Varianten: Es gibt Kartoffelbrötchen, Mohn- und Sesambrötchen, Milch- und Rosinenbrötchen und Körnerbrötchen. Frei nach dem Motto Varietas delectat – Abwechslung macht Freude.

Manche Kreationen enthalten aber nicht nur Körner, sondern auch eine gehörige Portion Marketing. Denn Brötchen allein klingt nicht sexy genug. In jedem Supermarkt und an jeder zweiten Ecke gibt es einen Bäcker, der Backwaren feilbietet. Da will man sich natürlich von der breiten Masse abheben. Namen wie Krusti oder Krossino („eine kräftige Kruste und grobe, wilde Krume“) unterstreichen wie knusprig und kross besagtes Kleingebäck doch ist. Andere Namen wiederum sollen an das Urtümliche, Traditionelle und Unverfälschte erinnern, z.B. Omas Urweck. Oder aber in unserer gesundheits- und ernährungsbewussten Zeit auch einfach nur gesund erscheinen: Vital + Fit Mehrkornbrötchen. Und ganz kreativ wird es bei Kronprinz, Wikingersemmel, Kumpelbrötchen und Bäckerpower. Natürlich macht das diese Brötchen nicht schlecht. Ein wenig schmunzeln muss man allerdings schon. Nur wenn man in der Bäckerei steht und ein bestimmtes Kleingebäck erwerben will, dann kann dies aufgrund von uneindeutiger Beschriftung zu Verdruss und wildem Fingerzeigen ausarten.

Welche Semmel hättens denn gern ?

Der brötchenmäßigen Vielfalt wird aber auch dadurch Vorschub geleistet, dass es kein wirklichen „Brötchenstandard“ gibt, zumindest in Sachen Gewicht und Maße. Ein Mindestgewicht gibt es nicht (Zumindest seit 1957 nicht mehr. Soviel zum Thema kleine Brötchen backen) dafür kurioserweise aber ein Höchstgewicht. Maximal 249 Gramm darf ein Brötchen als Kleingebäck wiegen. Ab 250 Gramm befinden wir uns bereits in einer Kategorie mit Brot. Eine DIN braucht es auch nicht, weil der Wettbewerb unter den Bäckern für eine entsprechende Regulierung sorgt. Werden die Brötchen zu klein, bleiben die Kunden weg.

So hat sich ein gewisser Durchschnitt eingependelt. Das simple Durchschnittsbrötchen wiegt 30 – 50 Gramm und 10 – 15 cm lang, bei einer Höhe von um die 10 cm.

Nun gehört für viele Frühstücksenthusiasten ein gutes Brötchen zum Frühstück. Dementsprechend verwendet so mancher viel Energie darauf ausgedehnte Feldstudien durchzuführen, welcher Bäcker die leckersten Semmeln bäckt. Dabei ist das Rezept, zumindest bezogen auf die Zutaten, relativ simpel: Mehl, Butter, Salz, Zucker, Wasser und natürlich ein Quäntchen Hefe. Die geschmackliche Raffinesse entsteht erst (sofern wir mögliche Additive außenvor lassen) durch Qualität der Zutaten und vor allen Dingen und ganz besonders durch die Teigführung (der Weg des Teigs vom Mischen der Zutaten bis zum Backen). Dauer & Temperatur unter welcher die Hefe im Teig arbeitet, Wirken und Kneten, Art und Menge des verwendeten Backtriebmittels. Die Verwendung eines Vor- oder Sauerteigs… Die dabei ablaufenden Fermentationsprozesse beeinflussen nicht nur die Teigbeschaffenheit, sondern fabrizieren auch eine ganze Latte von Stoffen (über 300 bekannte Aromastoffe !), die für ein charakteristisches Teigaroma sorgen. Die hierfür verantwortlichen Mikroorganismen werden von traditionell arbeitenden Bäckern oft über Jahre gehegt und gepflegt, indem immer ein Bisschen Teig übrig behalten wird, um eine Starterkultur für den frischen Teig zu haben. Da das aber alles relativ aufwendig ist, wird heutzutage mit verschiedenen industriellen Backhilfsmitteln und Zusatzstoffen nachgeholfen, weshalb am Markt alles vom industriellen Pappbrötchen bis zu echter traditioneller Handwerkskunst vertreten ist.

Dummerweise sind frische Brötchen nur sehr begrenzt lagerfähig. Sie verderben zwar nicht sofort, aber werden schnell letschert und pappig. Die Kruste nimmt nämlich schnell Feuchtigkeit aus der Umgebung und der Krume auf. Ofenwarme Brötchen sollten deshalb rasch aus der Tüte genommen werden, damit die abdampfende Feuchtigkeit schnell abziehen kann ohne die Kruste anzufeuchten.

Ist das Brötchen aber abgekühlt, ist eine Tüte oder Brotkasten eine gute Lagerstätte für kurzfristige Lagerung. Längerfristig packt man das Gebäck besser in eine Plastiktüte damit es nicht austrocknet.

Kommen wir aber zu den richtigen Spezialitäten:

Das Reformationsbrötchen
Vermutlich mehr mit Kuchen & Teilchen verwand, als mit einem Frühstücksbrötchen ist das in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum 31. Oktober erhältliche süße Brötchen. Es ähnelt einer vierblättrigen Blüte mit einem Klecksmarmelade in der Mitte und soll die sogenannte Lutherrose, das Siegel Martin Luthers symbolisieren.

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Von Es 250 – selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, Link

Der halve Hahn
Eine Spezialität aus dem Rheinland. Nicht selten kommt es vor, dass ein Zugereister eine rheinische Kneipe betritt und sich in Erwartung eines halben Grillhähnchens einen halve Hahn bestellt. Tatsächlich erhält er aber ein Roggenbrötchen (Röggelchen) belegt mit Butter, 1-2 Scheiben mittelaltem Gouda (Kies), Gurke und Zwiebelringen (Öllich) und Senf (Mostrich). Wo der Name letztendlich herkommt ist im Nebel der Vergangenheit verschwunden, aber viele der Legenden hören sich in etwa so an:

Eine ähnliche Legende besagt, dass anlässlich einer Hochzeit in einem Wirtshaus den Gästen als Hochzeitsessen halbe Hähnchen serviert werden sollten. Allerdings hatte sich der Besteller verkalkuliert und teilte dem Wirt beim Eintreffen der Hochzeitsgesellschaft mit, dass er nicht genug Geld für die geplanten Hähnchen hätte. Darauf rechnete ihm der Wirt vor, dass der vorhandene Geldbetrag nur für Käsebrötchen reiche. Also gab es anstatt der halben Hähnchen Käsebrötchen, die man von da an „Halve Hahn“ nannte.
— Quelle: https://www.frueh.de/frueh-erleben/typisch-koeln/halve-hahn/


Letztendlich also ein preiswerter aber deftiger Snack zum Bier in der Kneipe.

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Von © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, Link

Spitzweck von Ovelgönne
Wohl das altbackenste Brötchen Deutschlands. Dieser Spitzweck (nicht zu verwechseln mit dem Maler), ein längliches, spitzzulaufendes Brötchen stammt noch aus der vor-römischen Zeit und ist das älteste erhaltene Kleingebäck Europas (etwa 800 – 500 v. Chr.).
Spitzweck Reko Ovegönne

Arme Ritter (aka Rostige Ritter, Bavesen, Verwendtbrötchen)
Wohin mit den letscherten Brötchen oder dem altbackenen Weißbrot? Am Besten in Milch und Ei einweichen und dann mit guter Butter anbraten. Gibt mit Zimt/Zucker und/oder Vanillesauce eine Leckerei für das süße Frühstück und eine Leibspeise meiner Schwester. Wird die Milch übrigens gegen gewürzten Rotwein ersetzt, mutiert der arme Ritter zur Versoffenen Jungfrau. Nimmt man statt der Brötchen süßes Weißbrot und packt zwischen zwei Scheiben Brot noch Kompott oder Marmelade, bevor man das ganze in Ei wendet, erhält man Reiche Ritter.

Hörnchen
Nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls halbmondförmigen Croissant. Das Hörnchen besteht anders als der französische Kollege aus normalem Brötchenteig. Besondere Spezialisten für Hörnchen sind übrigens die Tschechen, bei denen sie Rohlíky heißen.

Der Legende nach entstanden die Hörnchen in Wien zu Zeiten der türkischen Belagerung im Jahr 1683. Der Legende nach, versuchten die Osmanen einen Tunnel in die Stadt zu graben und so die Verteidigungsanlagen zu umgehen. Dies hörten jedoch die Bäcker, die schon in aller Frühe wach waren, und schlugen rechtzeitig Alarm. In Angedenken an den Sieg über die Türken buk man halbmondförmiges Gebäck, die Hörnchen, die in Österreich auch Kipferl heißen.

Wo das Croissant herkommt ist ungewiss. Es taucht aber erst im 19. Jahrhundert in Lexika und Backbüchern auf. Das Geheimnis jedenfalls warum Croissants so sündhaft gut schmecken ist der Umstand, dass für die Zubereitung des Plunderteigs Schichten eines geeigneten Ziehfetts, im Idealfall gute Butter, eingearbeitet wird und der Teig in 12 Lagen gelegt wird. Dies sorgt nicht nur für den blättrig lockeren Teig, sondern auch für den buttrigen Geschmack

Das Franzbrötchen
Eine Spezialität aus Hamburg. Auch wenn der Name erst eine Herkunft aus Frankreich vermuten lässt. Ist eher ein süßes Kaffestückchen als ein regelkonformes Brötchen, bestehend aus Plunderteig, der eine Zimt/Zucker Mischung enthält und eine gewisse Verwandtschaft zur Zimtschnecke zu besitzen scheint. Der Legende nach ist dies die Hamburger Weiterentwicklung des Croissants, das ebenfalls aus Plunderteig besteht und wohl durch die Truppen Napoleons in die Hansestadt kam.
Die Franzosen greifen beim süßen Frühstücksgebäck dann eher zum Pain au Chocolat, einem weiteren Abkömmling des Croissants mit Schokoladeneinlage und laut dem französischen Spitzenkoch Alain Ducasse „das unbestrittene Glanzstück der Französischen Feinbackwaren“

Wmeinhart [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Die Kaisersemmel
Anscheinend das Idealbild eines Brötchens in Österreich. Ein rundes Kleingebäck mit Kreuzförmigem Einschnitt und rescher Kruste. Auch hier ist die Namensherkunft umstritten. Entweder war es Kaiser Friedrich III., der 1487 Semmeln mit seinem Bild darauf Backen ließ, oder es war Kaiser Joseph II., der die Semmel von der Preisbindung der Bäckereisatzung befreite und dem zu Ehren die Wiener Bäcker den Brötchen den Präfix Kaiser verlieh. Überliefert ist aber, dass bereits Maria Theresia unabhängig vom Namen, bei Hofe Kaisersemmeln gegessen haben soll.

Die Bezeichnung Kaiser bei Speisen und Getränken galt als Prädikat höchster Qualität. Im 19. Jahrhundert galt man in Wien als arm, wenn man keine Kaisersemmel aß, sondern zu Kleingebäck billigerer Machart greifen musste.

Die Kaisersemmel (Mittig, am Eck der Tafel)

Woiknorzen
Eine Spezialität aus Rheinhessen und der Pfalz. Ein Roggenbrötchen, welches mit Kümmel, Zwiebeln und Speck zubereitet wird und aufgrund seiner knorrigen Gestalt, die einem Weinstock ähnelt, nach diesem Knorzen genannt wird.

Eine weitere Spezialität aus den deutschen Weingegenden am Rhein: WWW, was in diesem Fall nicht für World Wide Web, sondern für Weck, Worscht un Woi (Brötchen, Wurst und Wein) steht. Mit Weck ist hier ein Doppelbrötchen oder aber vorgenannter Woiknorzen gemeint. Diese Dreifaltigkeit wird als deftige Zwischenmahlzeit gerne den Erntehelfern bei der Weinlese wegen seiner Einfachheit und guten Transportfähigkeit dargeboten. Auch findet man WWW im Brauchtum des Mainzer Karneval, z.B. verewigt am Fastnachtsbrunnen am Mainzer Schillerplatz.

WeckWorschtWoi1

Das Arsenal des Hobbykochs

Für alle Lebenslagen gibt es mittlerweile Gadgets, die uns den Alltag erleichtern sollen. So auch in der Küche, wo es für jede noch so ausgefeilte Aktivität mittlerweile ein mehr oder weniger sinnvolles Spezialwerkzeug gibt. Klar, vieles lässt sich auch mit der Basisausstattung machen, allerdings versprechen die Gadgets den Workflow zu beschleunigen und einfacher zu gestalten. Beispiel: Der Eierschneider. Ein hartgekochtes Ei lässt sich natürlich ohne Probleme mit einem Messer in Scheiben schneiden, aber der Harfen-förmige Eierschneider macht dies mit nur einer Handbewegung und erzeugt einheitlich dicke Scheiben, etwas, was mit dem Messer ein gewisses manuelles Geschick voraussetzt.

Alles überflüssiger Schnickes, mag da Mancher meinen. Aber mal Hand auf’s Herz: In jeder Küche gibt es eine düstere Ecke oder Schublade, in dem solche Küchenhelfer ihr Dasein fristen, nachdem die von der Werbung versprochene Revolutionierung der Küchenarbeit nach paarmaliger Benutzung letztendlich ausgeblieben ist. Daher möchte ich den heutigen Beitrag mal dazu nutzen ein paar dieser kulinarischen Wunderwaffen etwas Gehör zu verschaffen.

Eine Kunst für sich und offenbar auch eine optimierungsfähige Tätigkeit im Küchenalltag ist die Zubereitung des perfekten Frühstücksei. Hier findet sich gerade eine wahre Mannigfaltigkeit an Gadgets und Küchenhelfern. Für das perfekte Frühstückserlebnis sollte das Ei au point, also auf den Punkt gegart sein. Für mich würde dies bedeuten: Eiweiss fest, aber der Dotter gerade noch flüssig. Es gibt zwar Faustregeln, die die ungefähre Kochdauer abschätzen, aber dennoch bleibt eine gewisse Schwankungsbreite des Endresultats. Um diese zu eliminieren kann man sich der Problematik wissenschaftlich nähern und z.B. eine empirisch bestimmte Formel zur Berechnung der Kochzeit nehmen…

Formel nach C.D.H. Williams, University of Exeter

…oder ein raffiniertes Gadget wie das Piep-Ei verwenden. Dieser Küchenhelfer ist ein elektronisches Kunststoffei, dass mit den zu kochenden Eiern im Kühlschrank aufbewahrt wird, damit es die selbe Temperatur hat wie das „Gargut“ und mit diesem dann auch ins heiße Wasser gepackt wird. Ist nun die Innentemperatur erreicht, die dem gewünschten Härtegrad entspricht, beginnt das Piepei zu musizieren und zeigt damit an, dass die übrigen Eier dem heißen Wasser entnommen werden können. Entsprechend der gewünschten Härte gibt es die Modelle Detlef (Weich), Schantall (Mittel) und Hartmut (Hart).

Quelle: Amazon.de

Was jedoch tun, wenn kein Herd und/oder Topf zur Hand ist, dafür aber eine Mikrowelle ? Das ist erstmal so ohne Weiteres keine gute Idee. Die Mikrowelle erhitzt das Ei von Innen nach Außen ziemlich flott auf. Der Druck steigt… Peng Kaputt ist das Ei und eingesaut ist die Mikrowelle. Dennoch kann man Eier auch in einer Mikrowellekochen… Mit einem speziellen Mikrowellen-Eierkocher. Dieser Ei-förmige Plastikbehälter beinhaltet ein kleines Aluminiumgefäß, dass erst mit Wasser und dann mit dem Ei beschickt wird. Deckel drauf und ab damit in die Mikrowelle. Die Mikrowelle erhitzt nun das Wasser, welches wiederum das Ei kocht. Eine große Erleichterung bringt dieses Werkzeug nicht, denn das Eierkuchen geht auch nicht schneller als im Kochtopf. Im Gegenteil, bei meinem Versuch hätte es sogar noch etwas länger gebraucht den gewünschten Härtegrad zu erreichen. Seitdem fristet dieses Gadget ein eher unrühmliches Dasein in meinem Küchenschrank. Vorteile hat man wohl erst dann, wenn man sich im Büro schnell ein Ei zubereiten will und wirklich keinen Kochtopf griffbereit hat. Zuhause braucht man einen solchen Firlefanz nicht, denn Wasserkocher im Topf kann jeder.

Eierkocher für die Mikrowelle

Eieröffner

Das ein ist gekocht, jetzt müssen wir es nur noch aufklopfen. Leider ist anschließend der Tisch nicht selten mit den Trümmern der Schale bestreuselt. Oder man köpft – wie brutal – das Ei und hat die Trümmer dann evtl. IM Ei. Um das ganze etwas geschmeidiger zu gestalten gibt es ein ganzes Arsenal an Eieröffnungsgeräten. Sehr schön – schon ob des schicken Namens – ist der Eiersollbruchstellenerzeuger, ein kleiner Metallhelm für das Ei mit scharfem Rand und aufgesetzter Fallkugel nebst Führungsschiene. Helm aufs Ei, Kugel herunter schnellen lassen und – KLACK ! – hat der scharfe Rand eine grade Sollbruchstelle in die Schale geschlagen, die man jetzt einfach nur abheben muß. Positive Noten gibt es schon mal für den Showeffekt dieses zu den spektakuläreren Methoden gehörigen Verfahren ein Ei zu öffnen. Klappt auch ganz manierlich jedoch nicht immer.

Quelle: Amazon.de

Der persönliche Eierkoch

Für ganz Verwegene und raffinierte Individualisten, die keine Lust auf die bisher genannten Eier-Gadgets haben und denen Spiegelei und simples Rührei zu ordinär ist, gibt es noch eine weitere Möglichkeit zur Zubereitung von Eiern: den Egg coddler oder in Deutsch – den Eierkoch. Einst eine Erfindung aus England, damit die feinen Damen aus hohem Haus sich nicht die Fingernägel beim Eierpellen ruinieren, heute immer noch populär, da vielseitig einsetzbar um kleine mehr oder minder ei-basierte Leckereien zu zaubern. Ursprünglich ein kleiner Porzellanbecher mit Schraubdeckel, heute auch aus hitzebeständigem Jenaer Glas – Design by Wilhelm Wagenfeld – einem berühmten Deutschen Industriedesigner und Bauhaus Schüler.

Gestern wie heute wird das Ei vor dem Garen von der Schale befreit, in den Becher gefüllt ggf. noch weitere Zutaten zur Verfeinerung (Käse, Kräuter etc.) zugegeben, der Deckel verschlossen und dann zum Garen in Wasserbad oder den Backofen gestellt. Das Resultat ähnelt dann, je nachdem ob man das Ei verquirlt oder nicht, entweder einem pochierten Ei oder einem luftig-duftigen Kleinst-Omelette (Übergänge zum Soufflee sind fließend). Natürlich lassen sich im gläsernen Wagenfeld Eierkoch noch andere kleine Gerichte wie z.B. halbfester Schokokuchen zubereiten. Definitiv also eine nützliche Ergänzung für das Küchenwerkzeug, vielleicht auch nicht für jeden Tag.

Vorher und Nachher… Luftiges Omelette mit Käse, Tomate, Schinken und Kräutern aus dem Eierkoch

Wallnüsse aus dem Linearbeschleuniger

Eier Pellen ist ja noch einfach. Etwas mehr Anstrengung bedarf es, wenn man eine Wallnuss essen will. Ohne Werkzeug ist man ziemlich aufgeschmissen. Es gibt Nussknacker in Form von Zangen und Schraubstöcken oder als traditionelle Holzfigur. Und es gibt eine Art Linearbeschleuniger für Nüsse. Diese Nuss-Schleuder besteht aus einem Metallbecher auf den eine Gummimembran aufgezogen wird. Die Nuss wird mitsamt der Membran zurück gezogen und dann – FLITSCH! – mit Schmackes auf den Boden des Metallbechers geschossen. Der Becher wird geöffnet und die zerschellte Nuss entnommen. Auch ein Werkzeug, dass man mehr für den Showeffekt besitzt und weniger weil es praktisch ist.

Moderner Show-Nussknacker

Traditioneller Nussknacker

Eine Drehbank für Äpfel

Und dann gibt’s noch den Apfelschäler. Nein, nicht den beliebten Sparschäler. Diese Schälmaschine schält nicht nur, sondern entfernt auch das Kerngehäuse und spiralisiert den Apfel. Das Endprodukt sieht ganz fesch aus, aber wenn man den Apfel in seiner Gänze oder in Form von Spalten braucht, ist dieses Gerät ungeeignet. Auch wird ziemlich viel wertvolles Fruchtfleisch abgeschält. Aber es macht Spaß einen Apfel durch die Maschine zu kurbeln. Wie so etwas funktioniert kann man im folgenden Video sehen:

Angeln nach Gurken

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Denkt man an die eingelegte Gewürzgurke, dann fällt früher oder später das Stichwort „Cornichon“. Cornichon ist eine Gewürzgurke französischer Prägung. Nun muß einem findigen Franzosen irgendwann einmal leid gewesen sein, die sauren Gurken mit der Gabel aus der Lake zu fischen. Der Gebrauch der Finger schied auch aus, da niemand Gurlenlake mag, in der schon einmal ein anderer seine Fettfinger gebadet hat. Seitdem kommt das französische Gurkenglas mit einem Gurkenfahrstuhl (ascenseur de Cornichons) auf den Markt, einem Kellen-förmigen Gurkenheber mit Arretierungshaken, mit dem die Gurken aus der Lake gehoben werden können und dem Esser zur einfachen Entnahme offeriert werden. Eine Errungenschaft, die in Deutschland den großen Durchbruch noch nicht so richtig geschafft hat und demnach schwer zu bekommen ist. Sicherlich ganz praktisch, wenn diese Vorrichtung schon serienmäßig mit dem Glas geliefert wird, doch es geht auch gut ohne. Eine mögliche Erklärung mag sein, dass die französische Cornichon klein aber fein ist, während die gestandene deutsche Gewürzgurke ein ganz schöner Klopper ist und aufgrund ihrer Größe sich bei Anwendung des Gurkenfahrstuhls in der Glasöffnung verklemmt.

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Made in France: Der Gurkenfahrstuhl


Vielleicht ist aber auch das deutsche Gemüt nicht empfänglich für soviel Raffinesse beim Gurkenverzehr. Jedenfalls ist der Gurkenfahrstuhl in französischen Importgurkengläsern nicht enthalten und in deutschen Gläsern schon mal gar nicht.

Und das ist nur eine kleine Auswahl der am Markt verfügbaren Küchenhelfer. Daher die Frage an die Leser: Was für raffinierte Konstruktionen schlummern in Euren Küchenschränken ?

Frenglisch

Als ich neulich die Papiere auf meinem Schreibtisch umschichtete, fiel mir ein fast vergessenes Schmuckstück internationaler Linguistik in die Hände. Bei meinem Frankreich-Aufenthalt von 2009 hatte ich das Vergnügen das französische Gesundheitssystem zu testen. Um Kommunikationsprobleme mit dem Arzt zu vermeiden, entschied ich mich in die Hände der Ambulanz eines Krankenhauses zu begeben, da man dort sicher auch Englisch spricht. Nun, der Arzt sprach genauso schlecht Englisch wie ich Französisch, aber mit wildem Gestikulieren und einzelnen Brocken Englisch/Französisch war dann doch soetwas wie Kommunikation möglich. Soweit so gut. Nur mit meiner Europäischen Krankenversicherungskarte konnte dort keiner etwas anfangen. Hätte da genauso gut auch meine Mensa-Karte vorlegen können. Aber immerhin, Bargeld wollten sie keins sehen.

Zurück in Deutschland dann, 2 Monate später, flattert mir eine freundliche Zahlungsaufforderung ins Haus. 32 EUR für die Konsultation eines Arztes, zahlbar per Scheck oder in Bar an die öffentlichen Kassen in Paris. Ein kurzes Telefonat mit meiner Bank klärte: So etwas wie einen im europäischen Ausland einlösbaren Scheck gibt es nicht, eine Überweisung wäre das Mittel der Wahl.

Leider ist sind Überweisungen in Frankreich eher unüblich, weswegen auf der Zahlungsaufforderung auch keine Bankverbindung angegeben war. Empfehlung meiner Bank einfach einen Zahlungsauftrag im Aussenwirtschaftsverkehr ausfüllen, das geht vielleicht auch nur mit der Postanschrift der Bank anstelle der Kontonummer. Gebühren… lumpige 25 EUR. Fast soviel wie meine Rechnung… Äh… Nein.

Also, Einschreiben ans Krankenhaus: Bitte schickt mir Eure Bankverbindung, dann schick ich Euch mein Geld. Die Antwort brauchte wieder 1 Monat. Grund Adressermittlungsverfahren… Denn adressiert war der Brief an mich in 99109 Allemagne und diese Stadt kennt die Deutsche Post nicht. Der Inhalt des Briefs… Nun, lesen sie selbst:

Nun, hätte ich nicht gewusst, was die Franzosen mir da mitteilen wollen, wäre es schwer geworden. Aber immerhin, auf Seite 2, einer ziemlich ausgemergelt ausschauenden Fotokopie, die Bank inklusive BIC und IBAN. Beim oben abgebildeten Anschreiben kann ich nur vermuten, dass der Google Translator einen französischen Text Wort für Wort ins Englische transferiert hat, denn irgendwie erinnert der Satzbau ans Französische.

Tja, wie sagt der Franzose: C’est la vie…