Fotomarathon 2018

Über mich kann man sicherlich so einiges Behaupten. Dass ich ein guter Marathonläufer bin, gehört mit Sicherheit nicht dazu. Aber wem das Laufen nicht liegt, der muss eben für sich eine andere passende Disziplin finden. Da mir Fotografieren mehr zusagt als Langstreckenlauf, habe ich mich auf Anregung meiner Bekannten A. E. vor 2016 dazu entschlossen am Dresdner Fotomarathon teilzunehmen.

Schöne Fotos zu machen ist dabei eine Sache. Die Rahmenbedingung zehn festgelegte Themen innerhalb fünf Stunden zu bearbeiten eine Andere. Wenn die Zeit drängt, dann ist es ganz schön tough das notwendige Quantum an Kreativität zu entwickeln. Dementsprechend war mein Endresultat Platz 95 von 139 zwar kein Totalausfall aber doch stark ausbaufähig. Meine Mitstreiterin hatte zwar mit einem ganz vorzeigbaren Platz 27 keinen Grund zu meckern, schwor aber trotzdem, dass dies ihre letzte Teilnahme gewesen sein solle. Doch es kommt bekanntlich oft anders als man denkt:

Also haben wir uns auch dieses Jahr zur Mission Kreativität unter strengen Vorgaben aufgemacht. Dieses Mal wollte ich jedoch nicht den Fehler machen wieder zuviel Ausrüstung einzupacken und habe mich auf eine etwas Rücken-freundlichere Auswahl beschränkt:

  • Nikon Spiegelreflexkamera
  • Nikon AF-S DX NIKKOR 18-105mm/3,5-5,6G ED VR Objektiv
  • Nikon AF-S DX NIKKOR 70-300mm/4,5-5,6 ED VR Objektiv
  • Diverser hilfreicher Kleinkram
  • Kuchen + Limo als Wegzehrung

Samstag, 30. April 2018

10:55 – Überpünktlich erreiche ich wie vereinbart das Hygiene-Museum. Schon auf dem Weg dahin überkommt mich ein Gefühl von Deja Vu: Die stark erhöhte Polizeipräsenz in der Dresdner Innestadt lässt mich erst befürchten, dass mal wieder irgendeine Demo stattfindet, doch dann wird mir klar: Es ist Heimspiel-Samstag bei Dynamo. Mitstreiterin A. verspätet sich aufgrund von Fahrplanänderungen der DVB, also erst mal Zeit für ein verspätetes Frühstück.

Gibt Kraft: Schinken+Käse Bagel und Orangen-Limo

Gibt Kraft: Schinken+Käse Bagel und Orangen-Limo

11:10 – Diverse Dynamo- und Fortuna Düsseldorf Fans marschieren an mir vorbei in Richtung Stadion. A. ist soeben auch eingetroffen. Wir begeben uns zum Orga-Zelt des Fotomarathons um uns als nachgemeldete Teilnehmer zu registrieren. Nach Entrichtung der Startgebühr kriegen wir unser Startnummern (bei mir 114) und ein Starter-Kit ausgehändigt.

Start-Nummer, Reglement, Verpflegungsgutscheine und Visitenkarte für spontan rekrutierte Models

Start-Nummer, Reglement, Verpflegungsgutscheine und Visitenkarte für spontan rekrutierte Models

Ein Blick auf die beigefügte Übersichtskarte verrät uns: Start, Zwischenstation und Ziel beschränken sich diesmal auf die Altstadt-Seite (oder Mordor, wie bekennende Neustadt-Bewohnerin und Tolkien Fan A. zu sagen pflegt). Vom Hygiene Museum geht es zur Pau Pau Deli und schließlich zum Ziel im Piano-Salon im Cosel Palais an der Frauenkirche.

12:40 – Das warme Wetter genießend, warten wir darauf das es um 13.00 Uhr los geht. Die Spannung steigt. Während ich die Sache mit niedrrheinischer Gelassenheit angehe (Et kütt, wie et kütt…), stellt sich bei A. so langsam Prüfungsstress ein.

13:00 – Kurze Bekanntgabe der Regeln (Bilder im Querformat, Themen der Reihenfolge nach bearbeiten, kein Löschen & digitales Editieren von Bildern) gibt es noch ein schnelles Gruppenfoto und schon werden die Themen ausgegeben.

Oberthema: Undendlich

  • Thema01: Unendliche Weiten – Infinite Expanse
  • Thema02: Unendliche Vielfalt – Infinite Variety
  • Thema03: Unendlich Lustig – Always Funny
  • Thema04: Unendliche Möglichkeiten – Infinite Possibilities
  • Thema05: Unendliche Dummheit – Infinite Stupidity

Wiedermal völlig Baff, was es für ausgefallene Themen gibt, steuern wir erst mal die Innenstadt an. Am Rathaus trennen wir uns, um uns später am Zwinger wieder zu treffen.

13:20 – Neumarkt, vor der Frauenkirche. Die Innenstadt ist sicherlich kein guter Ort, wenn es um die unendlichen Weiten geht. Aber der Neumarkt ist ja ein großer Platz und aus der Froschperspektive fotografiert, kann dies für einen sehr kleinen Betrachter ja auch sehr weit wirken. Als Fotomodell stellt sich mein treuer BASF Laborschlumpf zur Verfügung. Man beachte den geschickten vom Regelwerk gefordeten Einbau der Startnummer in das Bildmotiv:

Chemieschlumpf vs Unendliche Weiten

Chemieschlumpf vs Unendliche Weiten

13:30 – Die Gedanken in meinem Kopf rasen… Wie nur die unendliche Vielfalt abbilden? Gerade dann, wenn man sie am dringendsten braucht, sind die Anwälte der bunten Vielfalt, die Aktion „Dresden bleibt bunt“ leider nicht zur Stelle… Vielleicht der Obststand in der Altmarkt Galerie ? Ist zwar nicht unendlich, aber eine große Auswahl an frischem Obst & Gemüse haben die ja. Doch irgendwie guckt die Verkäuferin mich ziemlich misstrauisch an, als ich mit der Kamera vor Ihrem Stand rumzufuhrwerken beginne. Außerdem herrscht dort zuviel Gedränge. Letztendlich schafft es ein Stand mit Papier- & Origami-Kunst auf dem Dresdner Frühlingsmarkt auf’s Bild:

Die unendliche Vielfalt der Bastelkunst

Die unendliche Vielfalt der Bastelkunst

14:04 – Unendlich Lustig. Besonders schwer, denn schließlich scheiden sich die Geister darüber, was lustig ist und was nicht. Könnte auch ironisch gemeint sein. Der Clown, der eben durch die Prager Straße lief, ist längst weg. A. wollte ja zum Zwinger. Also begebe ich mich auch mal dorthin.

14:21 – Bislang keine wirklich zündende Idee. Doch halt… Wozu greift man, wenn es sonst nichts zu Lachen gibt ? Richtig, zu Lachgas. Also lassen wir den Chemieschlumpf vor historischer Kulisse mal Ammoniumnitrat thermisch spalten, frei nach dem alten Chemikerwitz „Erst macht’s Bumm und dann wird’s lustig“ und der Formel:

Ammoniumnitrat zerfällt bei 300 °C zu Lachgas und Wasser

Ammoniumnitrat zerfällt bei 300 °C zu Lachgas und Wasser

Ich gebe es ja zu… Der Witz kommt etwas erzwungen und ist ohne die Beschriftung aus dem Bild nicht ersichtlich. Aber verzweifelte Situationen erfordern eben verzweifelte Maßnahmen.

14:23 – Immer noch keine Spur von A. Kurze Anfrage via WhatsApp:

Öhm… Sie hat schon fast die Fünf voll und ich gurke erst an Nummer 4 rum. Jetzt aber flott. Ich laufe Ihr in Richtung Altmarkt Galerie entgegen. Vielleicht bekomme ich ja da eine Inspiration.

14:37 – Unendliche Auswahl. Genau. Das ist hier ja das eigentliche Problem. Je mehr Auswahl der Mensch hat, desto schwieriger fällt es Ihm sich zu entscheiden. Während ich darüber vor mich hin sinniere und versonnen in einen Softeis-Stand am Eingang der Galerie starre, schlägt die Inspiration zu. Eben bei der Zubereitung der Softeis-Portion bietet sich eine schier unendliche Auswahl an Kombinationen verschiedener Toppings: Smarties, Schokostreusel, Gummitiere, diverse Saucen. Ich setze das große Teleobjektiv an und passe den richtigen Augenblick ab, um zwischen den genußsüchtigen Softeis-Käufern hindurch zu fotografieren:

14:38 – Meldung via WhatsApp: Treffpunkt am Zwinger. Und mir ist auch gerade eine Idee für Nr. 5 – Unendlich Dumm gekommen. Mit Lutz Bachmann (wie A. durchaus treffend vorgeschlagen hat) hat mein Beitrag zu Thema 5 nichts zu tun, da dieser Samstags (Gottseidank !) nicht zur Verfügung steht.

14:59 – Nach einem kurzen Zwischenstopp im Zeitungsladen, um eine Bild Zeitung als Requisit zu kaufen, geht’s im Zwinger weiter. Die sonst sehr fotoscheue A. hat sich bereit erklärt, mir als Foto-Modell auszuhelfen:

Dummes Zeug was die Bild Zeitung wieder schreibt

Dummes Zeug was die Bild Zeitung wieder schreibt

Die Bildzeitung steht ja nicht in dem Ruf eine Lektüre für Intellektuelle zu sein oder Qualitätsjournalismus zu betreiben. Kurze Orientierung auf dem Stadtplan. Weiter geht’s zur PauPau Deli.

Gegen 15:10 – Ankunft am Zwischenziel. Da wir halbwegs gut in der Zeit liegen, nutzen wir die Gelegenheit, um den Verzehrgutschein in einen Schokoshake und ein Eis umzutauschen. Ein deutlicher Kontrast zu 2016, wo es nur Wasser und Obst gab. Kurz die Instruktionen für die zweite Etappe aufnehmen und weiter geht’s:

  • Thema06: Unaufhaltsam – Unstoppable
  • Thema07: Unerschöpflich – Inexhaustable
  • Thema08: Unermeßlich – Inestimable
  • Thema09: Unbegrenzt – Unlimited
  • Thema10: Unendlich – Endlich – Infinite – Finally

15:35 – Schon mal sich als Fußgänger mit einem Zug der Linie 4 angelegt ? Dann brauche ich Ihnen ja nicht zu erklären, was mich zu Motiv Nr. 6 inspiriert hat.

Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Weinböhla ?

Ab hier nimmt das Unheil seinen Lauf. Dem Aufmerksamen Leser wird es bereits aufgefallen sein. Nein, ich bin nicht unter die heranrasende Tram geraten, aber ich habe dem Reglement zuwiderlaufend, ins Hochformat umgeschwenkt…

15:52 – Die Idee für Unerschöpflich ist mir relativ flott gekommen. Ein Füllhorn ist ja das klassische Symbol für Überfluss. Und zufälligerweise hat der Goldjunge auf dem Dresdner Rathaus – der Goldene Rathausmann – ein solches Füllhorn dabei, welches über die Stadt Dresden ausschüttet. Nur der ungünstige Stand der Sonne trübt die Freude an diesem Motiv.

Der goldene Rathausmann (aka Herkules mit dem Füllhorn)

16:16 – An der Frauenkirche begegnet mir A., die sich zwischenzeitlich abgesetzt hatte, wieder und gemeinsam gehen wir auf die Suche nach dem Unermesslichen. Nachdem ich vor Kreuz- und Frauenkirche bereits vor verschlossener Türe stand, bleibt nur die Hofkirche, das Heim des unermesslichen zu besuchen. Und auch hier schlägt wieder das Unheil zu… Hochformat Bild Nummer 3 (!!!) und das auch noch verwackelt, trüben die Aussicht auf den Posaunenengel als Symbol des Unermesslichen.

Unermesslich Schade, dass das Bild verwackelt ist

16:29 – Endspurt. Zurück geht’s in Richtung Coselpalais zur Endstation in der Hoffnung Unterwegs noch im Vorbeigehen 2 Motive abzustauben. Nachdem die Nummern 6-8 ein ziemlicher Griff ins Klo waren, ist’s jetzt eigentlich eh egal. Im Stallhof symbolisiert der „Freie Durchgang“ am Hintereingang des Verkehrsmuseum einen Museumsbesuch ohne Grenzen. Jetzt auch wieder im regelkonformen Querformat.

16:36 – Die Füße müde… Und die Kehle lechzt nach einem kühlen Bier. Diesmal mit deutlicher Zeitreserve trudele ich am Ziel ein. Das dort vor der Tür stehende Durchfahrt Verboten Schild drückt symbolisch das Ende der diesjährigen Fotomarathon Teilnahme aus.

Bei der Abgabe der Bilder die Frage: Wie war es denn ?

Das Fazit für mich: Leider auch dieses Jahr hinter der persönlichen Bestleistung zurück geblieben. Neben einigen technischen Patzern (Unscharf, schlechte Belichtung), war ich doch mit meiner Umsetzung der Themen nicht zufrieden. An mangelnder Kreativität mag das nicht gelegen haben, wohl aber aus der nicht zu unterschätzenden Kombination von Zeitdruck und unendlicher Auswahl an Möglichkeiten. Vielleicht muß man sich tatsächlich ein raffiniertes Gesamtkonzept im Vorfeld ausarbeiten, dass flexibel genug ist, um eine Vielzahl an Themen abbilden zu können.

 

Und was das Hochformat anbelangt: Kein Disqualifikationsgrund, wie mir versichert wurde. Sieht nur mies aus, bei der anschließenden Gesamtausstellung aller eingereichten Fotos. Seien wir also gespannt, was schlussendlich rauskommt für die Startnummer 114.

Wenn die Maschinen streiken

Immer wieder hört man, dass Kollege Computer eines Tages dank Automatisierung uns alle arbeitslos machen wird. Wiederum anderswo wird die Rache der Maschinen als mögliches Weltuntergangsszenario heraufbeschworen, z.B. in der Terminator-Reihe, in der das finstere SkyNet mit Killer-Robotern versucht die Menschheit zu Vernichten. Oder im Song Dusche von Farin Urlaub, in welchem sich die Haushaltsgeräte verschwören, den Protagonisten des Lieds meuchlings und hinterrücks zu ermorden.

Terminator Exhibition T-800 - Menacing looking shoot

Gestatten: Arnold – Rebellion der Maschinen

Doch wenn man mal genauer drüber nachdenkt, ist ein solcher Aufwand gar nicht notwendig. Kein Killerroboter muß sich die chromglänzenden Finger schmutzig machen, um der Menschheit tüchtig Einen einzuschenken. Er und seine Maschinenkollegen brauchen sich einfach nur zurückzulehnen und zuzusehen, wie unsere Zivilisation zum Erliegen kommt, wenn die Maschinen aufhören ihren Dienst zu verrichten. Denn: Immer mehr Aspekte des täglichen Lebens sind in zunehmendem Maße von Elektronik bestimmt.

Dies wurde mir gerade vor ein paar Tagen bewußt, als mein Bürocomputer auf Arbeit spontan das Zeitliche segnete. Da war dann erst mal Zwangspause angesagt: Der überwiegende Anteil der arbeitsrelevanten Daten existieren nur noch in elektronischer Form. E-Mails verschicken: Fehlanzeige. Gut, dass ich alle wichtigen Telefonnummern auf einem Stück Papier stehen habe, denn auf das Telefonverzeichnis der Firma (im Intranet) konnte ich ja auch nicht zugreifen, um herauszufinden, wie ich den EDV Experten erreiche !

Ähnlich ergeht es wohl auch vielen im privaten Bereich, wo einige neuralgische Aspekte des täglichen Lebens mittlerweile mit dem Smartphone koordiniert werden. Familie und Freunde anrufen wird schwierig, wenn alle Kontaktdaten in der Cloud stecken und Smartphone & Tablet streiken. Aber anrufen oder SMSen geht ja ohne Telefon eh nicht. Mit etwas Glück erinnern wir uns vielleicht an die Postanschrift und verfassen – ganz oldschool – handschriftlich einen Brief. Ein Phänomen, welches Heutzutage leider aus der Mode gekommen ist.

Aber selbst wenn nur das Handy-Netz ausfällt, ergeben sich daraus schon interessante Komplikationen. Die heutzutage schon als selbstverständlich angenommene ständige Erreichbarkeit ist nicht mehr gegeben. Wer nicht daheim ist, kann auch keine Anrufe entgegen nehmen. Dementsprechend war es früher üblich eine Nummer für tagsüber (für Notfälle) und eine für Abends mit seinen Kontakten zu teilen.

Überhaupt wird Informationsübermittlung, d.h. also auch die mediale Teilnahme am Weltgeschehen, schwierig. Radio und Fernsehen sind elektronisch, von Online Medien (diesen Blog hier eingeschlossen) mal ganz zu schweigen. Wer ließt in unserer schnelllebigen Zeit noch eine richtige Zeitung (vom ruhigen Frühstück am Wochenende mal abgesehen)? Da wird zwischen Tür und Angel in der Straßenbahn mal schnell überflogen, was tagesschau.de und Spiegel Online so bringen.

Auch Online Recherche gibt es nicht mehr. Computer kaputt? Fahrradreifen platt? Rotweinflecken aus einem Seidenhemd entfernen? Tja, bei YouTube hätte es jetzt ein Do-it-yourself-Tutorial-Video gegeben, wie man einfache Reparaturen selbst ausführt. Aber auch anspruchsvollere Recherchen gibt es nicht mehr. So sind in der Wissenschaft alle Fachjournale weitestgehend elektronisch verfügbar. Die Bibliotheken verzichten zunehmen auf die Anschaffung der Printausgaben. Elektronische Kommunikation ist im modernen Wissenschaftsbetrieb nicht mehr wegzudenken.

Nachts um 2 Uhr noch schnell Klamotten kaufen ? Online Shopping !

Während man den täglichen Einkauf auch heutzutage gerne noch offline erledigt und auch vieles Andere ohne große Mühe vor Ort zu beschaffen ist (Ok, kleine Dörfer jetzt mal ausgenommen.), wird es schon etwas kritischer, wenn man etwas ganz bestimmtes Spezielles braucht, dass erst bestellt werden muss. Dann geht offline nämlich erst mal ein mühevolles Wälzen von Katalogen oder eine langatmige Hatz durch den einschlägigen Fachhandel (der das Teil auch gerade nicht an Lager hat) los, der das gerne für sie bestellt. Übernacht Expressversand können wir uns aber abschminken. Ein positiver Effekt ist wiederum, dass der kleinen Händlers um die Ecke gestärkt wird und man den guten persönlichen Kontakt pflegen kann.

In unser Freizeit ändert sich auch so Einiges… Kein Prokrastinieren im Internet, kein Zocken auf der Konsole, kein Fernsehen oder Netflix, kein Musikhören oder „Bubble Witch“-Spielen in der Straßenbahn. Also ab geht’s an die frische Luft. Oder bei Regen mal wieder ein gutes Buch lesen.

So kann man die Aufzählung fast beliebig lange fortsetzen. Neben einiger Erschwernisse, gibt es aber auch in mancherlei Hinsicht hätte gewisse positiven Seiten, wie wir bereits gesehen haben. Zum Beispiel in puncto immerwährende Erreichbarkeit. Neben so ganz offensichtlichen Dingen, dass Niemand gerne nach Feierabend oder im Urlaub vom Chef angerufen werden möchte, hat die ständige Erreichbarkeit auch negative Auswirkung auf unseren Umgang miteinander:

Während früher Verabredungen ein gewisses Maß an Vorausplanung und Zuverlässigkeit erforderten, setzt man heute auf „Spontanität“: Absagen und Planänderungen in letzter Minute und Arrangements a la „Geh schon mal vor, ich komme später und erfrage Deinen Aufenthaltsort“ sind leider im Trend. Ein Aspekt unseres elektronischen Lebens, der entbehrlich ist, denn der Grat zwischen „Spontanität“ und Unzuverlässigkeit ist schmal. Wer früher zu spät kam, hatte Pech gehabt und musste sich dem Ärger der versetzten Gegenpartei stellen. Auch die Kommunikation via SMS, WhatsApp etc., so praktisch sie manchmal ist, hat ihre Schattenseiten. Man mag den Eindruck gewinnen, dass man sich heutzutage nicht mehr soviel Mühe zu geben braucht, um den Kontakt mit seinen Bekannten aufrecht zu erhalten. Eine schnelle Kurzmitteilung und ein paar Fotos im Anhang müssen genügen, um seine Mitmenschen an seinem Leben teilhaben zu lassen, anstelle sich die Zeit für ein persönliches Treffen zu nehmen. Kommt es zu einem Treffen ist es auch eine verbreitete Unsitte ständig mit einem Auge auf’s Smartphone zu schielen und selbiges gut sichtbar auf dem Tisch zu platzieren oder sogar während einer Unterhaltung mal schnell Facebook zu checken. Während dies unter Freunden und Geschäftspartnern schon unhöflich ist, verbietet sich dies ganz besonders beim Essen.

Wir empfehlen: Das lustige Handyspiel (gegen Online Junkies beim Abendessen)

Alle legen Ihr Telefon mit dem Display nach unten in die Mitte des Tischs. Dann wird gegessen. Der Erste, der sein Handy wieder in die Hand nimmt, bevor die gemeinsame Mahlzeit beendet ist, bezahlt die gesamte Rechnung.

Das fortwährende Schielen aufs Handy, das gefürchtete Phantomvibrieren in der Hosentasche und das grundlose Zusammenzucken, wenn das Handy des Nachbarn Geräusche macht: Alles Ausprägungen unserer Angst etwas zu verpassen. Ebenso gibt es Studien, die gefunden haben wollen, dass die ständige mediale Dauerberieselung unseres Gehirns negative Einflüsse auf unser Gedächtnis hat. Der ständige Zustrom an Informationen, lässt uns kaum Zeit das Erfahrene im Gedächtnis abzuspeichern.

Mehr Wohlbefinden durch weniger Smartphone

Als Intervention wider dieses leidlichen Umstands, wurde das sogenannte Digital Detox erfunden. So wie man zur Entgiftung auf Alkohol, Zigaretten und Koffein verzichten kann, so kann man auch zur mentalen Regeneration auf Smartphone und Computer verzichten. Da es dem Menschen aber oft schwerfällt liebgewonnene Marotten abzulegen, hat die Wellness Industrie hierfür die passenden unterstützenden Maßnahmen geschaffen. Von Seminaren, die zu verantwortungsbewußtem Medienkonsum animieren, während das Handy im Safe des Tagungshotels weggeschlossen wird, bis hin zum Digital Detox Bootcamp . Nordic Walking am Busen der Natur zum Beispiel eignet sich hier vortrefflich, ganz besonders dann, wenn kein Handymast mehr in Reichweite ist. Aber solche elektronikfreien Refugien im Funkloch werden immer seltener. Selbst im ländlichen Masuren im Nordosten Polens, wo es mehr Mücken als Menschen zu geben scheint, steht im von Wald- und Seenlandschaft umgebenen 260 Einwohner Dorf Krutyn ein veritabler LTE-fähiger Funkmast.

Für Sie getestet: Holzhütten mit LTE Empfang

Vielleicht tun die Maschinen uns letztendlich sogar etwas Gutes, wenn Sie in den Streik treten. Dann brauchts eben doch den Terminator für den Aufstand der Maschinen. 🙂