Who is Who – Weihnachts-Edition

Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit. Kaum ein anderes Fest ist derartig mit Traditionen verbunden, wie das Weihnachtsfest. Daher möchte ich den heutigen Beitrag einmal dazu verwenden ein paar Weihnachtsbräuche näher unter die Lupe zu nehmen.

Fangen wir doch einmal mit dem Dramatis Personae (Personen der Handlung; Besetzung) von Weihnachten an. Für religiöse Leute ist der Hauptdarsteller natürlich das kleine Jesukind, denn letztendlich wird ja bei diesem christlichen Fest der Geburt des Messias gedacht. Doch auch für die weniger religiösen spielt der Nachwuchs der heiligen Familie noch eine gewisse Rolle, nämlich in Form des Geschenke verteilenden Christkindes.

Zurück geht wohl der Brauch auf Martin Luther, der als einer der Gründerväter des Protestantismus einer Heiligenverehrung ablehnend gegenüberstand und daher nicht nur den Nikolaus verbannte, sondern auch die Bescherung vom 6. Dezember auf den Weihnachtstag (25.12.), dem fest des „Heiligen Christ“, verschob. Und wie das mit Überlieferungen aus der alten Zeit oft nun mal so ist, verselbständigte sich die Sache und das „Christkind“ löste sich immer mehr von Jesus Christus los, hin zu einem Engelchen aus dem Krippenspiel. Somit erklärt sich auch, dass Christkind-Darsteller heutzutage eher weiblichen Geschlechts und blondgelockt mit Engelsflügeln sind. Prominentestes Beispiel: Das Nürnberger Christkindel. (Nota bene: Das Nürnberger Christkindes eröffnet auch den Weihnachtsmarkt in Chicago !)

Weitaus populärer ist allerdings der Weihnachtsmann (Father Christmas, Père Noël, Santa Claus), der seine Wurzeln im hl. Nikolaus besitzt. In den Niederlanden ist der Nikolaus aka Sinter Klaas immer noch der unangefochtene Star. Während er dort immer noch in vollem Bischofsornat auftritt, ist derweil anderswo der Weihnachtsmann ein gemütlicher, dicker, älterer Herr in roter, fellgefütterter Kleidung. Sicherlich haben hier auch heidnische Gebräuche einen Einfluss auf die Figur ausgeübt. Folgendes Bild kommt bekannt vor, bildet aber nicht den Weihnachtsmann an einem schlechten Tag, sondern den altgermanischen Gott Odin ab:

Odin, nach Georg von Rosen 1893

Odin, nach Georg von Rosen 1893

Stilprägend hat sich wohl das englische Gedicht „´Twas the night before Christmas“ erwiesen, in dem nicht nur das Aussehen, sondern auch sein bevorzugtes Beförderungsmittel, der fliegende Rentierschlitten (powered by Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen), auftaucht. Das bekannte rotnasige Rentier Rudolph hatte übrigens erst 1939 seinen ersten Auftritt im gleichnamigen Gedicht ! Aber ein Schlitten macht Sinn, da je nach Quelle der Weihnachtsmann am Nordpol, im finnischen Korvantunturi, Grönland oder als Nomade in nordschwedischen Wäldern (im Stile eines Nisse, eines skandinavischen Wichtels) wohnt.

An dieser Stelle mag sich der physikinteressierte Leser wundern, wie der Weihnachtsmann mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten es schafft, in nur einer Nacht die gesamte Welt zu umrunden und zugleich noch genug Zeit zu haben bei jedem Zwischenstopp die Menschen zu beschenken… Zu diesem Thema gibt es bereits mehrfache Abhandlungen (z.B. hier und hier), die z.T. zu katastrophalen Schlussfolgerungen kommen. So müsse der Weihnachtsmann mindestens mit 3000-facher Schallgeschwindigkeit fliegen, wodurch sein Schlitten einer solchen Reibungswärme ausgesetzt wird, dass er binnen kürzester Zeit verglühen würde, was den Autor zu der Schlussfolgerung bewegt: „WENN der Weihnachtsmann irgendwann einmal die Geschenke gebracht hat, ist er heute tot.“ Wenig erbauliche Aussichten für das Fest. Allerdings fliegen Rentiere normalerweise auch nicht, weswegen wir mit Recht annehmen dürfen, dass hier ein gerüttelt Maß an Magie am Werke ist.

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By Michell Zappa] ([1]) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Das niederländische Pendant macht es auch hier anders und reist per Dampfschiff (Pakjesboot 12) aus Spanien an. Macht auch Sinn, weil er nebenberuflich noch Schutzpatron der Seefahrer ist. Kommt er aber mit dem Schlitten, dann rutscht er durch den Kamin, was eine reife Leistung, ob seines beachtlichen Leibesumfangs ist. Etwas realistischer ist da ein neuerer Trend, nachdem man den Weihnachtsmann gerne mal als Fassadenkletterer an deutschen Balkonen erblickt. Laut deutschem Mieterbund ist hierfür allerdings erst die Genehmigung des Vermieters einzuholen !

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Oft hört man die Geschichte, dass das rot-weiße Outfit des Weihnachtsmanns der Marketingabteilung von Coca Cola zu verdanken ist. Fakt ist jedoch, dass dieser Habitus bereits in dem amerikanischen Magazin Harper’s Weekly auftauchte, inspiriert von der im pfälzischen Bekannten Figur des Pelzmärtels. Es ist jedoch Fakt, das Coca Cola mit seiner alljährlichen Werbekampagne enorm zur weltweiten Bekanntheit des des Weihnachtsmanns beigetragen hat.



Santa Claus & Coca Cola

Santa Claus & Coca Cola

Glühwein – oder: Das offizielle Getränk zur winterlichen Outdoorsaison

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Dieser Trank, er ist gut ! Noch einen !

— Thor, in Thor

Diese wird vom Marvel-Helden Thor nach dem Verzehr einer Tasse Kaffee geäußert. Sie könnte aber ebenso dem Munde eines Besuchers der zahlreichen Weihnachtsmärkte in Dresden entstammen, die sich dort zur Zeit reichlich Glühwein hinter die Binde gießen. Ein guter Glühwein jedoch kommt nicht von ungefähr sondern muss bestimmten Anforderungen genüge tun. Der Definition nach ist Glühwein ein Rotwein, der mit „mit verschiedenen Gewürzen (üblicherweise Zimt, Gewürznelken, Zitronenschale, Sternanis) erhitzt und nach Geschmack gesüßt“ wird.

So sollte er aussehen... der Glühwein

So sollte er aussehen… der Glühwein

Das A und O ist (wie sich unschwer erahnen lässt) die Auswahl des richtigen Weines. So sollte er nicht zu teuer sein (den guten teuren Bordeaux trinke man später lieber pur), aber auch nicht das billige Gesöff aus dem Tetrapak für 79 ct je Liter sein. Letzteren kriegt man dann auch nicht mit massenweise Zucker trinkbar. Wikipedia empfiehlt übrigens einen schweren Südwein (von der Rhône oder spanischen Fasswein) und sparsame Zugabe von Zucker.

Ein Wort übrigens zum sogenannten Winzerglühwein, der sich in letzter Zeit großer Beliebtheit erfreut: Der Präfix Winzer- ist nur zulässig, wenn der Winzer nicht nur den Grundwein liefert, sondern auch die Würzung in seiner Kellerei vorgenommen hat.

Es versteht sich natürlich, dass für die Würzung nur echte Gewürze verwendet werden. Glühfix ist nur etwas für Pfuscher.

Doch schauen wir uns die Zubereitung des Trankes an, zu der auch Vater Staat ein Wörtchen mitzureden hat. Das Landesuntersuchungsamt des Landes Rheinland-Pfalz meint hierzu z.B.:

Glühwein ist ein aromatisiertes weinhaltiges Getränk (…) Der Zusatz von Wasser ist verboten. (…) Der vorhandene Alkoholgehalt eines Glühweins muss mind. 7 % vol und weniger als 14,5 % vol betragen.

Ebenfalls recht instruktiv ist auch die Lektüre folgen Merkblatts aus dem Land der Frühaufsteher.

Wem das noch nicht stark genug ist, kann natürlich noch einen Schuss hochprozentiges hinzugeben. Jedoch hört der Glühwein dann auf Glühwein zu sein und wird zu Punsch. Meine Empfehlung: Eierpunsch mit doppelt Ei (+ 1 Schuss Eierlikör)

Gluehwein 01 (RaBoe)

Natürlich muß der gewürzte Wein natürlich noch erhitzt werden. Hier gebietet das Reglement den Ansatz nicht über 70 °C zu erhitzen (Merke: Alkohol siedet bei 78 °C !), da bei diesen Temperaturen „der Alkohol in Abhängigkeit von der Kochzeit vollständig entweichen“ kann. Aber auch die Gewürze mögen es nicht übermäßig lange gekocht zu werden und entwickeln geschmacklich einen bitteren Kochton. Das Amt empfiehlt daher, dass Verkaufspersonal möge die Produktqualität regelmäßig durch Verkostung kontrollieren ! (Alles klar, „die Produktqualität kontrollieren“ ) Aber vermutlich ist genau das der Grund, warum viele Glühweinbuden mittlerweile auf Durchlauferhitzer setzen.

Wer es weniger traditionell mag, greift auf entsprechende Glühwein- oder vielmehr Punsch-Derivate zurück. Eierpunsch (Weißwein, Eier, Vanille, Tee, Zimt, Nelken), heiße Heidi (für Männer; eingelegte Heidelbeeren in Rum und Glühwein) und heißer Hugo (für die Damen; Weißwein, Holunderblütensirup, Limette) sind nur drei von zahlreichen Varianten eines „aromatisierten weinhaltigen Getränks“.

Jeder nur einen wänzigen Schlock...

Jeder nur einen wänzigen Schlock…

Besondere Aufmerksamkeit verdient noch die Feuerzangenbowle. Auch wenn man diese auch auf dem Weihnachtsmarkt käuflich erwerben kann, genießt man diese, ob des Eventcharakters, idealerweise daheim im kleinen Kreise. Während das Grundrezept erst mal weitestgehend dem Glühwein gleicht, wird die Bowle durch das Abschmelzen und Karamellisieren eines Zuckerhut mit einer offenen Rumflamme veredelt. Als weiterführende Literatur sei hier auf die richtungsweisende Publikation von Bolm et al. (RWTH Aachen): „Synthesis and Application of Feuerzangenbowle: A facile Route for the Preparation of this Highly Bioactive Liquid“ verwiesen.

Auf das dieser Artikel bei der Auswahl des geeigneten winterlichen Heißgetränks nützen möge, bleibt mir nur zu wünschen: „Schmecken lassen !“