Ein Problem, welches schriftliche Kommunikation seit jeher hat, ist der Umstand, dass gewisse Feinheiten der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht wegfallen: Sachen wie Mimik und Tonfall, eben die subtilen Stilelemente die den feinen Unterschied zwischen einer ironischen, flapsigen Bemerkung und einer handfesten Beleidigung ausmachen können. Auch fällt es schwer den Gemütszustand seines Gegenübers aus dem geschriebenen Wort herauszulesen.
Dieses Problem fiel dem Informatiker Scott E. Fahlman schon 1982, also in den Pioniertagen des Internets auf. Da die Kommunikation über das Bulletin Board der Carnegie Mellon Universität es nicht vermochte Ironie zu übermitteln, schlug er kurzerhand vor, einfach ein stilisiertes Lächeln aus Satzzeichen – die allseits beliebte Combo :-)
– hierfür zu benutzen:
19-Sep-82 11:44 Scott E Fahlman :-) From: Scott E Fahlman <Fahlman at Cmu-20c> I propose that the following character sequence for joke markers: :-) Read it sideways. Actually, it is probably more economical to mark things that are NOT jokes, given current trends. For this, use :-(
Der Internetsmiley oder Emoticon war geboren. Dieser Formalismus entwickelte sich rasch weiter um weitere Stimmungen, Gesten und vieles andere mehr auszudrücken. So gibt es lautes Lachen :-D
, Zunge rausstrecken :-P
, den Kuss :-*
, den Mann mit Baseball-Kappe d:-)
, bis hin zu ausgefeilten Varianten wie *<:-)>
Weihnachtsmann und C=}>>;*{))
für den betrunkenen, teuflischen Chefkoch mit Toupé, Schnurrbart und Doppelkinn.
Während die westlichen Emoticons alle auf der Seite liegen, ist dies bei der japanischen Variante nicht notwendig. Hier lautet der Fachbegriff Kaomoji (jap. 顔文字 bzw. かおもじGesichtsschriftzeichen). Wobei sich diese Symbole nicht ausschließlich auf das Gesicht beschränken, sondern teilweise Hände mit einschließen \(^_^)/
und teilweise auch zwischen männlich (^_^)
und weiblich (^.^)
differenzieren.
Besonders schick finde ich ja auch die Katze (,,,)---=^.^=---(,,,)
und Smiley mit doppelter erhobener Metal Faust \m/(-.-)\m/
Für Eilige oder Leute deren Zeichenvorrat in Kurzmitteilungen beschränkt ist, gibt es auch die verkürzten Formen wie ^^
(lachende Augen) und Oo
(ungläubiges Glotzen), die bei vielen schon zum Standard gehören.
Aus Japan kam schließlich auch die grafische Variante, die mittlerweile Social Media und Textnachrichten dominieren. Das kunstvolle kombinieren von ASCII Zeichen wird hier durch, teilweise sogar animierte, Icons ersetzt. Und diese sind mittlerweile so populär geworden, dass sie in einem internationalen Standard kodifiziert worden sind. Das Repertoire an diesen sog. Emojis beziffert sich im Standard Unicode 6.3 (in dem auch alle anderen Computer-gängigen Schriftzeichen enthält) derzeit auf 722.
Während der Standard den Inhalt der Bildchen vereinheitlicht, kann das Bildchen je nach verwendeter Software unterschiedlich gestaltet sein.
Diese Bildchen beschränken sich nicht nur auf Mimik und Emotionen, sondern umfassen Symbole aus allen Lebensbereichen, so dass mit entsprechendem Einfallsreichtum ganze Konversationen in Bildsprache möglich sind (Die alten Ägypter lassen grüßen). Laut einem Artikel auf Spiegel Online gibt es sogar eine Übersetzung des Literaturklassikers Moby Dick in Emoji Sprache. Der bekannte einleitende Satz „Nennt mich Ismael“ ist allerdings auf Emoji für den nicht Eingeweihten zu lesen als Telefon-Mann-Segelschiff-Wal-Ok: Also keine einfache Lektüre. Wer dies Buch allerdings als Schnickschnack für Nerds abtut, sei darauf hingewiesen, dass dieser Text mittlerweile auch in der US Library of Congress, einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, verfügbar ist.
Für freunde der seichten Unterhaltung lassen sich die Bildchen auch vortrefflich für allerlei Spielereien einsetzen wie zum Beispiel bei folgendem Filmquiz
- James Bond
- Der Herr der Ringe
- Susi und Strolch
- X-Men
- Matrix
Und auch Schweinereien kann man mit Emojis ausdrücken. Und das gänzlich ohne einschlägige Körperteile abzubilden !
Doch auch bei Zeichensprache kommt es auf political correctness an ! Das typische Emoji-Männlein ist Kaukasier. Deshalb soll in den nächsten Versionen des Standards jetzt auch andere Ethnien und Hautfarben berücksichtigt werden :
Wer sich ein Bild über die internationale Popularität der verschiedenen Emojis machen möchte, kann dies auf der Seite emojitracker.com tun. Hier wird in Echtzeit der Ausstoß an kleinen Symbolen via Twitter getrackt. Hier lernt man z.B. das ein Tränen lachender Smiley und diverse Herzsymbole großer Popularität erfreuen, sekündlich werden es mehr. Eher ungeliebt sind dagegen das Symbol für die Gepäckausgabe oder Schwebebahn .
Wer sich eingehender mit der Materie beschäftigen möchte und seinen „Wortschatz“ aufpolieren will, dem sei zum Schluss noch ein „Fach“wörterbuch empfohlen.
In diesem Sinne: Happy texting !